Kampf um das ehemalige Bar 25-Gelände

Bar 25, 2009 von Andreas Praefcke

Der Kampf um das ehemalige Bar 25-Gelände an der Holzmarktstraße geht in eine neue Runde. Die Betreiber der legendären Bar 25 und jetzigen Gründer der Holzmarkt-Genossenschaft (eG) wollen auf dem gesamten Grundstück ein „Kulturdorf“ errichten und konkurrierten bisher nur mit einem am Nordteil des Geländes interessierten Investor. Jetzt steigt ein weiterer Anwärter in den Ring: Der vermögende Unternehmer Abris Lelbach will den südlichen Teil kaufen. Als Chef des Elektroanlagenunternehmens Elpro GmbH, Stiftungsgründer und Immobilienmogul streckt der 52-Jährige seine Fühler in verschiedenste Wirtschaftszweige aus, stets mit Erfolg. Zuletzt bekam er den Zuschlag für das Grundstück des alten Palais Barberini in Potsdam und auch in Wannsee läuft derzeit ein großes Bauvorhaben in seinem Namen. Die Chancengleichheit im Bieterverfahren kann bezweifelt werden, denn der Geschäftsmann sitzt auch im Aufsichtsrat der BSR. Die wiederrum ist der rechtmäßige Eigentümer der 18.000-Quadratmeter großen Brachfläche und die Geschäftsführung wird sich in naher Zukunft für den Höchstbietenden Interessenten entscheiden.

Laut Informationen von taz und WELT beteuert der BSR-Aufsichtsratsvorsitzende und Berliner Finanzsenator Ulrich Nußbaum, dass Lelbach den Sitzungen zu diesem Thema fernbleiben müsse und er keinerlei Zugang zu den Protokollen erhielte. Dennoch lässt sich vermuten, dass der Unternehmer an Insider-Informationen zum Verfahren gelangen könnte, die seinen Konkurrenten vorenthalten werden. Das riecht nach Wettbewerbsverzerrung. Politiker von CDU und Grünen fordern in Presseberichten, Lelbach solle dem Bieterverfahren fern bleiben oder sein Amt im Aufsichtsrat der BSR nieder legen.

Einmal mehr zeigt sich, dass die Politik der Holzmarkt eG den Rücken stärkt und das Projekt weiterhin als Meilenstein in der Berliner Stadtentwicklung ansieht. Jedoch ändert dies nichts an der Tatsache, dass das Land Berlin kein Mitspracherecht hat, wer den Zuschlag letztlich erhält. Zwar ist die BSR landeseigen, aber dennoch ein Unternehmen, das sich nicht von stadtentwicklungspolitischen Wünschen beeinflussen lässt. „Wenn das Land über die Vergabe entscheiden will, müsste es das Grundstück zunächst kaufen“, erläutert die BSR-Sprecherin Sabine Thümler gegenüber der WELT.

Holzmarkt-Map

Hinsichtlich der geplanten Nutzung weisen die Pläne der Kontrahenten einige Gemeinsamkeiten auf. Die aus Bar 25-Gründern und jetzigen Kater Holzig-Betreibern, sowie aus Investoren und Unternehmern bestehende Holzmarkt eG möchte die Fläche mit dem Bau eines Hotels, Clubs, Restaurants, Marktflächen, einer Kita und eines Parks beleben (s. Grafik). Zusätzlich sollen Wohnungen für Studenten und ein Gründerzentrum entstehen. Der neu ins Rennen gekommene Unternehmer Lelbach plant ebenso, auf einem Teil des Grundstücks günstigen Wohnraum zu schaffen. Statt Studenten sollen Mitarbeiter aus Pflegeberufen die Neubauten beziehen. Im Bereich der Krankenpflege schafft der Unternehmer seit Jahren viele neue Arbeitsplätze, weshalb es ihm nach eigenen Angaben ein Anliegen wäre, beispielsweise spanische Pflegerinnen in bezahlbaren Wohnungen zentrumsnah unterzubringen. Auch sollen ein mehrsprachiger Kindergarten und Räumlichkeiten für Schwerbehinderte entstehen. Zu guter Letzt möchte Lelbach seine eigene Stiftung, zur Förderung von Kunst und Kultur, auf dem Grundstück ansiedeln.

Die Geschäftsführung der BSR hält indessen vehement daran fest, dass der Höchstbietende den Zuschlag für das Grundstück erhält. Die Holzmarkt-Genossenschaft bietet zehn Millionen Euro und erhofft sich durch eine Änderung des Bebauungsplans weitere Chancen, die Mitbewerber auszustechen. Darin ist festgelegt, dass auf dem Gelände keine Hochhäuser gebaut werden dürfen und ein Mischgebiet aus Wohnungsbau und unbebautem Uferstreifen entstehen solle. Unternehmer Lelbach gibt währenddessen an, dass sein Angebot in Kombination mit dem Angebot des dritten Bewerbers die Summe von zehn Millionen Euro übersteigen wird.

Bis Mitte Oktober müssen sich alle Parteien gedulden. Dann tritt der Aufsichtsrat der BSR für weitere Verhandlungen zusammen.