In Uganda ist es lebensgefährlich, offen als Homosexueller zu leben. Radikale christliche Prediger hetzen gegen Schwule und schaffen ein Klima der Gewalt. Zeitungen drucken Bilder und die Wohnorte von Schwulen und Lesben und rufen zur Lynchjustiz auf. Das Parlament diskutiert 2011 darüber, gleichgeschlechtlichen Sex mit dem Tod zu bestrafen. Wortführer bezeichnen Homosexualität als „Seuche“, die sich ausgehend von Westeuropa und den USA in Afrika ausbreitet. Die Proteste von Menschenrechtsorganisationen und westlichen Regierungen gelten als unwillkommene Einmischung und Bevormundung.
Eine kleine Gemeinschaft wehrt sich gegen die Gängelungen. An ihrer Spitze steht David Kato. Er ist der erste Mann in Uganda, der sich als schwul geoutet hat. Die Filmemacherinnen Malika Zouhali-Worrall und Katherine Fairfax Wright begleiten ihn und seine Mitstreiter ein Jahr lang, bis er im Januar 2011 während der Dreharbeiten ermordet wird. Vor der Kamera reden sie über ihre Ängste und traumatische Erlebnisse, über Mut und Hoffnung.
„Call Me Kuchu“ offenbart Zustände und Ansichten, die archaisch wirken. So lassen die beiden Filmemacherinnern in der Dokumentation auch Befürworter des Gesetzes zu Wort kommen. Dabei wird deutlich, dass der Schwulenhass den Politikern und Medienmachern vor allem dazu dient, ihre Popularität zu steigern. Sie setzen auf Angst: Homosexuelle – „Kuchus“ genannt – würden Jugendliche rekrutieren und mit kriegerischen Rebellengruppen unter einer Decke stecken. Auch das schwierige Verhältnis zwischen der ehemaligen Kolonie und der westlichen Welt entpuppt sich als Nährboden für die Diskriminierung. Die evangelikalen Prediger aus Amerika reden ihren Zuhörern nach dem Mund: Jetzt, da der Westen von der „Krankheit“ Homosexualität „infiziert“ sei, könne nur noch Uganda als „Zentrum der reinen Christenheit“ die Welt vor dem „Schicksal Sodom und Gomorrhas“ bewahren.
Der Film macht auf erschreckende Weise deutlich, dass die Möglichkeiten sexueller Entfaltung nichts Selbstverständliches sind. In vielen Ländern ist die Freiheit des Einzelnen durch religiösen Fanatismus bedroht. Der Ermordung Katos folgten internationale Proteste gegen die systematische Diskriminierung Homosexueller in Uganda. Sie führten indirekt dazu, dass das Gesetz vorübergehend zurückgezogen wurde. Doch bereits im Februar 2012 wurde es wieder im Parlament beraten.
„Call Me Kuchu„, USA/Uganda 2012, Dokumentation, 90 min., ab dem 20. September 2012 unter anderem im Kino Eiszeit, Zeughofstraße 20, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Görlitzer Bahnhof
(Fotos: Call Me Kuchu / Arsenal Institut für Film- und Videokunst)