The Orb Featuring Lee “Scratch” Perry – The Orbserver in the Star House

Wenn sich zwei Legenden zusammentun, bei der die eine die andere beeinflusst hat, entsteht selten Legendäres. Zuletzt gehört bei Lou Reed und Metallica, ist die Kombination aus The Orb und Lee „Scratch“ Perry auch nicht mehr als eine Verbeugung des Einen vor dem Anderen. Bei dem Ergebnis in Form des Albums „The Orbserver in the Star House“ war die Phase der gegenseitigen Annäherung um einiges länger und gemessen an der Inkubationszeit von acht Jahren hätte dabei auch eine echtes Dubmonster entstehen können. Mit dem Eintritt Thomas Fehlmanns in den Produktionsprozess, plus der Teilnahme von Stimmen-Ingenieur Tom Theil und dem befreundeten Tobias Freund stand Dr. Alex Paterson nicht mehr alleine auf der musikalischen Kommandobrücke – und vielleicht ist das Einmischen der Grund dafür, dass dieses Album keine Spur des feierlichen Ambient House-Sounds besitzt, mit dem sich The Orb auf der musikalischen Landkarte einst verortet hatten.

Stattdessen hören wir Musik, die an mäßiges Thievery Corporation-Material erinnert. „Ball Of Fire“, „Thirsty“ und „Ashes“ bilden ein Fundament aus abgehangenem Worldbeat und dubbigen Ethnosounds, über das Perry in unverständlicher Art und Weise brabbelt, als hätte er der Welt nichts mitzuteilen. Laut Fehlmanns Aussage war der hoch verehrte „Scratch“ so kreativ im Studio, dass es an nur einem einzigen Nachmittag gelang, vier Vocaltracks auf Festplatte zu bannen. Zeilen wie „anyway you want it you can have it, anyway you need it I’ll let you have it, fire, fire, fire“ zeugen wenig von überschäumender Kreativität, eher von der Notwendigkeit etwas beizusteuern, das dem Track den Stempel „Vocals“ aufdrückt.

Auf dem Höhepunkt all dessen wird Perrys Klagen von The Orb technisch manipuliert und über The Orbs Riddims gestreut, als wäre es ne Prise Salz. Für den Einsatz säuregebleichter Beats und mit White Noise durchzogenen Electrowellen schmeckt der Eintopf extrem schal. Wenn Perry über Gott als einen „Soulman“ toasted wirkt es dermaßen fad, dass man davon keinen Nachschlag will. Statt Originale zu produzieren, setzen The Orb der Einfallslosigkeit die Krone auf: Mit „Golden Clouds“ re-samplen sie ihren ersten großen Hit „Little Fluffy Clouds“ und mit „Police & Thieves“ gibt Perry eine Re-Interpretation einer seiner alten Klassiker wider, mit dem The Clash schon einen Punkhit hatten. Erstaunlicherweise funktioniert dieser Ansatz musikalisch besser als der große Rest des Materials, aber hätte die Welt so etwas gebraucht, dann wäre ein Remixprojekt, wo The Orb alte Perry-Sachen aufmöbelt, ein lohnenswerteres Unterfangen geworden.

Preview:

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Tracklist:

  1. Ball Of Fire
  2. H.O.O.
  3. Man In The Moon
  4. Soulman
  5. Golden Clouds
  6. Hold Me Upsetter
  7. Go Down Evil
  8. Thirsty
  9. Police And Thieves
  10. Ashes
  11. Congo

(Cooking Vinyl)