Zwei Brüder sitzen in einem Auto auf einem Parkplatz vor einem Pub oder einem Hotel und warten. Der eine liest ein Buch, der andere beobachtet die Umgebung. Wir Zuschauenden warten mit den beiden. Ein zweiter Wagen fährt vor und parkt neben dem Auto der Brüder. Zwei Erwachsene steigen aus und lassen Polly im Wagen zurück. Das Mädchen ist nur ein bißchen älter als die beiden Jungen. Sie blickt zu den Jungs. Das ist der Anfang einer emotionalen Verbindung, deren Zustandekommen der Film aufzeichnet. Was am Anfang Abneigung ist, weicht einer gegenseitigen Sympathie. Am Ende überreicht Polly dem älteren der beiden, Romeo, als Beweis der Zuneigung einen Ring. Als ihre Eltern zurückkehren und mit ihr davon fahren, ist der Zauber vorbei.
„Two Cars, One Night“ ist eine zwölfminütige Lovestory in Zeitraffer. Sie übernimmt die Sicht der Kinder und zeigt ihren Wunsch nach Unabhängigkeit, denn nur in der Abwesenheit der Eltern sind sie frei. In dieser Welt sind große Dinge riesig und schöne außergewöhnlich, es ist die Perspektive auf die Welt, die auch in vielen Filmen Steven Spielbergs zu finden ist.
Fotografiert in fesselnden 35mm-Schwarz-Weiß-Aufnahmen, erhält der Film einen Neo Noir-Anstrich. Durch die Jungdarsteller, die alle Amateure sind, und den spärlichen gezielten Einsatz von Filmmusik wirkt der Film surreal und doch authentisch. Auf diese Weise lässt Regisseur Taika Waititi Zuschauende das Zeitempfinden seiner Protagonisten miterleben. In punkto Bildsprache ist die Nominierung für den Oscar Academy Award gerechtfertigt, welche dem neuseeländischen Regisseur den Weg nach Hollywood ebnete.
„Two Cars, One Night“, Neuseeland 2004, Drama, Kurzfilm, 12 min., zu sehen am 14. September 2012 um 19:30 beim Taita Waikiki Double-Feature auf dem Down Under Filmfestival im Moviemento, Kottbusser Damm 22, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Schönleinstraße
(von Johannes Scholten)