Logreybeam – Perhaps

Es gibt Musik, die klingt zeitlos und abstrakt, nicht von dieser Welt. Die Musik von Gabriel Morley aka. Logreybeam gehört sicherlich nicht zu dieser Gattung. Die Musik von Gabriel Morley kennt Ort und Zeit: Sie spielt in Paris, in einer verrauchten Hotelbar im Foyer. Es sind die 60er. Draußen tröpfelt der Regen vor sich hin, drinnen klingt jedes Gespräch wie Geflüster – Liebesgeschichten bahnen sich an. Vertont wird dieses Szenario von einem Klavier, begleitet von einem Akkordeon oder einer Klarinette.

Jedem, dem von diesem Prolog etwas schlecht geworden ist, sei verziehen. Die beschriebene Musik kann eigentlich auch nur vor Kitsch triefen. Doch Gabriel Morley ist kein Franzose, der Blümchensex vertont. Er ist aus Los Angeles und hat am CalArts Komposition und Klangdesign studiert. So wie Badass Ariel Pink. Sein drittes Studioalbum „Perhaps„, das kürzlich auf Muri Records erschienen ist, ist ein Versuch, Instrumente, die er in den letzten Jahren gesammelt hat – u.a. Akkordeon, Klarinette, Melodica, Saxophon, Glockenspiel, Cello, Gitarre, Bass, Clavinet – in einem Album zu dokumentieren.

Das Instrument, welches sich aber durch jedes Stück von „Perhaps“ zieht und den zahlreichen Instrumenten einen festen Rahmen verleiht, ist das Klavier. Im Opener „Prologue“ bildet es beispielsweise das harmonische Gerüst, welches von einem jaulenden Akkordeon aufgefangen wird und eine gute Einführung in das wehmütige Grundgefühl des Albums liefert. Während Morley im Studium komplette Orchesterstücke in Form von Partituren verfasste, ist er heute spartanischer. Keines der zehn Stücke auf „Perhaps“ vermittelt das Gefühl durchkomponiert zu sein. Vielmehr sind es Skizzen, die auf einfachen, nie tonartfremden Akkorden, aufgebaut sind und sich oft die selben Kadenzfolgen als Gerüst teilen. „Lullaby“ ist ein bittersüßer Walzer, dem das Alt-Saxophon eine sehr dunkle Seite verleiht. Geflüsterte Vocals auf „Melody Pines“ oder „This Torment and This Thought“ machen aus den Stücken kleine Hörspiele, während „Roma Dance Party“ dynamische Gipsymusik liefert und den uniformen Charakter des Albums unterbricht.

Zugegebenermaßen hat man nach 37 Minuten nicht wirklich das Gefühl, etwas erlebt zu haben. Musikalisch ist „Perhaps“ wenig anspruchsvoll und kommt mit wenigen Ideen und Akzenten aus, die auch nicht geschickt ausgearbeitet werden. Schlussendlich ist es lediglich die Nostalgie und diese übertrieben romantisierten Bilder, die dem Hörer übrigbleiben und überraschenderweise ein ziemlich befriedigendes Gefühl hinterlassen.

Preview:

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Tracklist:

  1. Prologue
  2. Opening
  3. Lullaby
  4. Melody Pines
  5. Roma Dance Party
  6. My Own Home
  7. Lullaby Re-Revisited
  8. This Torment and This Thought
  9. Shall Not Fall
  10. Epilogue

(Muri Records)