Tyondai Braxton schafft mit seinen einfallsreichen und spielerischen Arrangements das Kunststück, digitale elektronische Instrumentierung und das klassische Spiel eines Orchesters auf gelungene Weise zu kombinieren.
Gleich zu Beginn des neuen Albums „Central Market“ (Warp Records) stellt man fest, dass sich Braxton erstmals von den, mittlerweile schon zu seinem Markenzeichen gewordenen, orchestrierten Loops verabschiedet hat und stattdessen gleich mit einem richtigen Orchester zusammenarbeitete. Dieses war kein geringeres als das junge Wordless Music Orchestra aus New York.
Den Anfang des Songentstehungsprozesses machte Braxton alleine: Er spielte Keyboards und Gitarre ein, kombinierte diese baukastenmäßig mit Loops und mischte seine Stimme dazu. Die ganzen Rohfassungen wurden noch einmal durch die PA gejagt, um ihnen einen „echteren“ Klang zu geben, und mit Hilfe des Musikprogramms Sibelius in Noten umgewandelt. Der Feinschliff fand dann mit dem Orchester im Studio statt.
Das Spektrum von „Central Market“ reicht von fast unhörbaren außerirdisch klingenden Vocals wie in „The Duck and the Butcher“ über „J.City„, einen fast schon rockigen Titel mit normalen Songstrukturen, bis hin zu der brachialen und völlig durchgeknallten Orchestrierung von „Uffe’s Woodshop„.
Kern des Albums ist der über zehnminütige Titel „Platinum Rows„, an welchem er verständlicherweise am längsten arbeitete und ihn in langer Kleinarbeit Stück für Stück zusammenfügte. Das Ergebnis daraus sind grollende Bass-Lines, sich langsam immer wieder apokalyptisch auftürmende Streicher-Arrangements mit scheinbar wahllos eingestreuten elektronischen Sounds und Vocal-Fetzen. Zwischendurch bekommt man immer wieder den Eindruck, man befände sich inmitten eines Disney-Filmscores, um dann wieder von der schieren Wucht der Orchestrierung zurück ins Jetzt geholt zu werden. Das genaue Gegenteil zu diesem Stück ist der darauf folgende Titel „Ufurling„, der einen mit düsteren, verhallten Streichersquenzen, flirrenden Synthesizer Sounds und seltsamen Pistolen-artigen Sounds in eine unwirkliche, ausgetrocknete Geisterlandschaft entführt, dabei aber trotzdem lebendig rüberkommt.
Die Idee Braxtons, im Übrigen auch Kopf der Avant-Rock-Band Battles, hinter „Central Market“ ist für mich voll aufgegangen. Es gibt einem ein gutes Beispiel an moderner Orchestrierung und führt einen direkt in das nächste Jahundert.
Hier eine kleine Preview des Albums:
[podcast]http://www.bln.fm/media/audio/previews/tyondai_braxton_central_market.mp3[/podcast]
Tracklist:
- Opening Bell
- Uffie’s Woodshop
- The Duck And The Butcher
- Platinum Rows
- Unfurling
- J.City
- Dead Strings
(VÖ: 18.09.09, Warp Records)