Nathan Fake – Steam Days

Nathan Fake - Steam DaysEin lautes Rauschen und schon ist man mitten drin im dichten Gefühlsnebel von Nathan Fake und seinen „Steam Days“. Eingängige Melodien und mitreißende Orgel-Sounds entführen den Hörer sofort in Fakes eigene Klangwelt. Auf seinem dritten Longplayer für Border Community schlägt der britische Produzent und Live-Musiker wieder sanftere Töne an und ist im gewohnten Gefilde aus verträumten Melodien, fluffigem Tech-House und IDM-Spielereien unterwegs. Drei Jahre hat sich Fake für die neue Platte Zeit gelassen, währenddessen viel getourt und unter anderem Radiohead remixt.

Die „Steam Days“ sind eine Hommage an seine Heimat in Norfolk, einer malerischen Gegend an der Ostküste Englands. Dort entdeckte er in seiner Jugend die elektronische Musik und mit „The Sky Was Pink“ die Clubszene den sympathischen Eigenbrötler. Eine Dekade später ist es für den Wahl-Londoner an der Zeit für eine musikalische Retrospektive aus älteren, bislang unveröffentlichten Tracks. Wer Fake in den letzten Jahren live erlebt hat, könnte also die ein oder andere Nummer auf „Steam Days“ wiedererkennen. Die wurden in wenigen Live-Sessions mit analogem Equipment aufgezeichnet. Handgemachte, organische Rhythmen treffen auf digitale Präzision, Fakes große Melodien auf ein unverkleidetes und raues Klangkostüm.

Der Titeltrack „Paen“ könnte auch aus der Feder von Aphex Twin sein. Die brodelnden Synths auf dem vorab veröffentlichten „Iscensi String“ schrauben sich unbarmherzig in die eigenen Gehirnwindungen und zwingen fast zu nostalgischen Gefühlen. In „Old Lights“ wirft Fake mit seinen Hörern einen sehnsuchtsvollen Blick gen Sternenhimmel und träumt von erloschenen Planeten. Mit Nummern wie „World Of Spectrum“ wagt er sich auch an losere Beats jenseits vom 4/4-Takt, die sogar mit den Beatmonstern eines Clark mithalten können. Die schwärmerische Atmosphäre erinnert häufig an sein Debut „Drowning In A Sea Of Love“. Vom überraschend harschen Vorgänger „Hard Islands“ ist nur noch wenig zu spüren.

Seinen Ruf als Ausnahmekünstler mit eigener Handschrift stellen die elf emotionalen Tracks locker unter Beweis. Doch bei aller Feinfühligkeit wünscht man sich, Fake hätte tiefer in seine Trickkiste gegriffen. Nummern wie „Warble Epics“ klingen sehr nach Band-Arrangement, die poppige Melodie und der versetzte Bass auf „Glow Hole“ einfallslos. Dass sich auch vielversprechende Nummern kaum weiterentwickeln und es bei durchschnittlich vier Minuten Tracklänge wenig Abwechslung und Raum für Experimente gibt, ist bedauerlich. Zu wenig von Fakes Virtuosität hat Eingang auf diese Platte gefunden. Mehr Mut und Überraschungen bei den Klängen und im Arrangement hätten der Platte gut getan, die sich mehr wie eine Kompilation als ein Album anfühlt. Eine solide Fortsetzung seiner Diskografie mit echten Schätzen für Liebhaber des frühen Fakes ist „Steam Days“ aber allemal.

Preview:

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Tracklist:

  1. Paean
  2. Cascade Airways
  3. Iceni Strings
  4. Old Light
  5. Harnser
  6. World Of Spectrum
  7. Rue
  8. Sad Vember
  9. Neketona
  10. Glow Hole
  11. Warble Epics

(Border Community)