Das Cover des neuen Album der Pet Shop Boys ziert ein Foto eines Swimming Pools. Die gibt es entweder in Hotels, öffentlichen Badeanstalten oder in den Villen der Reichen. Sofern man keine fetten Poolparties feiert, steht er im Privatbesitz eher für ein gesetztes Leben, dem es an nichts fehlt. So ähnlich klingt „Elysium“, produziert von Musikern, die satt sind und denen es an Reibungsflächen fehlt. Der Pool auf dem Cover gehört zu dem Haus in dem die beiden wohnten, als sie das Album in Amerika produzieren ließen. Dafür wurde Andrew Dawson verpflichtet, der zuletzt eher für HipHop-Produktionen von Drake oder Kanye West Lorbeeren eingeheimst hat. Umso überraschender ist es, dass „Elysium“, ihr mittlerweile elftes Album, sehr weich und sanft klingt. Im Interview haben die beiden gesagt: „Wir wünschten uns Raum, Weichheit und den Bass, und all das fanden wir in L.A.“ Aufregendes gab es in L.A. aber scheinbar nicht, zumindest hört sich „Elysium“ so an.
Normalerweise ist der erste Song auf einem Pop-Album meist ein Knaller. Als einer der stärksten Tracks ist er eine Einladung an den Hörer. Neil Tennant und Chris Lowe geben einem mit „Leaving“ jedoch die Klinke in die Hand, um die Tür hinter dem Album wieder zu zumachen. Eine langweilige Bassline, Tennants Stimme als Chor im Refrain, der keine sonderlich abwechslungsreiche Melodie singt und eine Instrumentierung, die nichts Spannendes zu bieten hat. So plätschert der Song dahin, bis er irgendwann mit einem Fade aufhört – da scheint den Beiden nichts Besseres eingefallen zu sein.
Was der Opener verspricht, hält auch der zweite Titel ein, „Invisible“ ist keinen Deut aufregender, passt dadurch aber bestens auf das Album. Es folgt die erste Vorabsingle „Winner“, die bereits Schlimmes vermuten ließ und auch im Albumkontext nicht gewinnt. Der Rest der Songs ist ähnlich langweilig und vorhersehbar. „Ego Music“, welches auch schon bei der Livepräsentation im HAU1 negativ auffiel (BLN.FM berichtete), soll wahrscheinlich der experimentellste Track des Albums sein, oder wenigstens der Witzigste – dem Hörer erschließt sich das leider nicht, für ihn wirkt er nur lächerlich. Dies ist äußerst bedauerlich, denn die egozentrischen Interviewschnipsel, die Neil Tennant singt, haben Humor und Ironie. Einzig der Song „Face Like That“ hat Dynamik und lässt erahnen, dass die Pet Shop Boys durchaus in der Lage sind, abwechslungsreiche Songs zu schreiben, die einen mitnehmen oder ergreifen. Aber auch er bleibt weiter hinter dem, was möglich wäre, zurück. Immerhin ist dieser Titel als einziger annehmbar.
Zwar hat auch „Elysium“ wieder den typischen Pet Shop Boys-Klang, aber es fehlt ihm die spezielle Note, die Alben wie „Release“, „Bilingual“ oder auch „Very“ hatten. Alles klingt so, als hätte man es schon einmal gehört. „Elysium“ fehlt eine Struktur, eine Entwicklung. Es ist mehr eine willkürliche Zusammenstellung an langweiligen, schlagerähnlichen Songs als ein durchhörbares Album. Die Platte „Behaviour“ von 1990 wird auch eher von langsamen Songs dominiert, diese sind aber im Gegensatz zu „Elysium“ emotional und bewegend. Hier wirkt alles weichgespült und belanglos. Am besten beschreibt Neil Tennant das Album selber mit dem Song „Invisible“, indem er singt: „It’s too late to find an excuse – The party’s over and I’m not much use“. Damit ist alles gesagt.
http://www.dailymotion.com/video/xsar4i_pet-shop-boys-winner_music
Preview:
[podcast:]http://media.bln.fm/media/audio/previews/pet_shop_boys_elysium_preview.mp3[/podcast]
Tracklist:
- Leaving
- Invisible
- Winner
- Your early stuff
- A face like that
- Breathing space
- Ego music
- Hold on
- Give it a go
- Memory of the future
- Everything means something
- Requiem in denim and leopardskin