Mit drei Publikationen ist Helmut Newton berühmt geworden. In den Bänden „White Women“, „Sleepless Nights“ und „Big Nudes“ verewigte er Fotografien, die nackte weibliche Körper inszenieren. Eine Auswahl aller drei Bildbände führt die Ausstellung „White Women / Sleepless Nights / Big Nudes“ erstmalig zusammen. Zum salonfähigen Voyeurismus lädt die Helmut Newton-Stiftung im Museum für Fotografie noch bis zum 18. November 2012 ein.
Die Fotografien Helmut Newtons zeigen intime Momentaufnahmen von nackten, trainierten und großbusigen Frauen. Dieser rote Faden zieht sich durch seine Bildbände und auch durch die Ausstellung. Es hängen riesige Aufnahmen androgyner Amazonen, Titelbilder diverser Hochglanzmodemagazine und Portraitaufnahmen nackter Stars über drei Stockwerke verteilt im Museum für Fotografie. Der rote schwere Teppich auf der Treppe und die großen weißen Ausstellungsräume passen gut zum Pomp dieser Bilder.
Die Inszenierung von Mode und High Society durch Betonung des Nackten war die Vision in Helmut Newtons erstem Bildband „White Women“ von 1976 – Provokation und Revolution zugleich. Mit dem Folgeband von 1978 „Sleepless Nights“ wurde er zum Skandalfotografen. Die Models waren in seinen Bildern nicht mehr nur nackt, sondern trugen orthopädische Stützprothesen und Sado-Maso-Schmuck. 1981 legte er mit „Big Nudes“ nochmals nach. Für die Frontalaufnahmen nackter Frauen in Stilettos hatte er sich von den großformatigen Polizeifahndungsplakaten der RAF-Terroristen aus den 1970ern inspirieren lassen. Das kommt auf den lebensgroßen Abzügen gut zur Geltung und bestätigt einmal mehr Newtons Hang zu Kontroverse.
Jenseits der Modewelt löste der „King of Kink“, der König des Abartigen, eine ganz andere Art von Skandal aus. Die Feministin Alice Schwarzer erkennt keine revolutionäre Ästhetik in den Bildern, sondern verurteilt Newton als Porno-Macho: „Wenn Pornografie die Verknüpfung von Lust mit Herrschaft und Gewalt ist, dann ist Newton der Hohepriester der Pornografen.“
So kann man auch das Motiv „Saddle I“ interpretieren: eine Frau ist plakativ als Reittier dargestellt, das Mann benutzen kann. Dabei behauptet Newton in einem Filmportrait, dass er Frauen liebe, weil sie ihn beschützten. Er liebe starke Frauen, weil er es selbst nicht sei. Gleichzeitig stilisiert er sich als Schöpfer und Puppenspieler dieser Superfrauen: „Ich werde sie lenken. Ich werde sie manipulieren. Ich werde sie zu etwas machen, das sehr mir selbst entspricht.“ (Übers. aus dem Englischen in „Helmut by June“ 32:40 min). Der Widerspruch zwischen solchen öffentlichkeitswirksamen Äußerungen wird in der Ausstellung nicht erwähnt.
Skandal, Provokation und Revolution beziehen sich bei Helmut Newton auf die Tatsache, dass er der erste war, der Erotik mit Mode und Kunst verband. Egal ob Kunst oder Abart, die Aufregung um das Pornographische in Newtons Arbeit verblasst angesichts jüngster Foto-Ausstellungen wie der von Larry Clark. Helmut Newtons Werk ist ein Must-See der internationalen Fotokunst. Die anhängende Kontroverse macht es auf jeden Fall spannender, sich selbst davon zu überzeugen.
Wir verlosen 1×2 Freikarten für „White Women/Sleepless Nights/Big Nudes“ in der Helmut Newton Stiftung/Museum für Fotografie!
Klicke hier um mit “NACKIG” als Kennwort an der Verlosung teilzunehmen. Einsendeschluss ist der 8.10.2012, 18:00 Uhr.
White Women/Sleepless Nights/Big Nudes, Fotokunstausstellung, bis zum 18. November 2012, täglich (außer Montags) 10-18 Uhr und Donnerstags 10-22 Uhr, Tageskarte 8 €, ermäßigt 4 €, barrierefrei, Helmut Newton Stiftung/Museum für Fotografie, Jebenstraße 2, Berlin-Tiergarten, U-/S-Bahn: Zoologischer Garten.