Wenn der Name den Jungs von Teengirl Fantasy ein paar Google-Hits extra bringt, sei es ihnen gegönnt: „Tracer“ ist das Folgealbum zu ihrem Debüt „7 AM“ und besticht durch eine ausgewogene Mischung. Auf der einen Seite zeigt das Duo Nick Weiss und Logan Takahashi sein Können bei der Kreation von stylischem Electro-Pop. Allein die Auswahl ihrer Gastsänger beweist Stilsicherheit — sind mit Laurel Halo, Panda Bear und Romanthony doch einige der angesagtesten Namen der zeitgenössischen Tanzmusik vertreten. Auf der anderen Seite bewegt sich das Album auf den Spuren von retro-futuristischem Detroit Techno à la Carl Craig. Tatsächlich erinnert die Hälfte der Tracks an sein legendäres „Landcruising“-Album von 1995, das mit surrenden Keyboardflächen einem Sci-Fi-Konzeptalbum glich. Schon beim Opener „Orbit“ wird diese Marschroute eindeutig angepeilt.
Auf „Tracer“ herrscht ein Übermaß an Ideenvielfalt, welche die bildliche Pop- / Teen-Darstellung, die bis zur Angelfire-Imitation ihrer Website inklusive Cover-Artwork reicht, überlagert. Die große Palette an Klangfarben zeugt von zwei Jahren Soundtüftelei, die Takahashi und Weiss in das Album gesteckt haben. Angefangen bei „Inca“, ein pulsierendes Neo-Soul-Instrumental, bis hin zu „Eternal“, das Panflöten über einen Techno-Beat legt, der von der genretypischen Roland TB 909-Snare zerhackt wird. Das Füllhorn an Ideen scheint unendlich. Das Gleiche gilt für „Vector Spray“, dessen von E-Toms getriebener Beat an den Soundtrack zu „Lola rennt“ erinnert; oder „EFX“, eine charmante Zusammenarbeit mit Kelela, die wie eine sedierte Katy Perry anmutet.
Das zentrale, wenn auch kürzeste Stück Musik dieses Albums ist „Mist of Time“ (feat. Laurel Halo). Es besitzt zwar weniger direkte Ohrwurmqualitäten als „Do It“, trägt den Sound von Teengirl Fantasy aber mittels flirrender Keyboardsounds in höhere Sphären. Gerade erst mit der eigenen LP auf dem hoch gepriesenen Hyperdub-Label in der Dubstep-Szene angekommen, besticht Halo auch hier durch ihre intim gehauchte Stimme. Diese windet sich um einen wahllos erscheinenden Beat, eingehüllt von tranceartigen Flächen, die mit ihrem Organ zu verschmelzen scheinen. Es mag nicht so cineastisch sein wie das von Pianoklängen untermalte „End“ und vielleicht zurückhaltender als das schwirrende „Orbit“, aber „Mist of Time“ zeigt die Fähigkeit des Duos, das Gefühl von Glückseligkeit auf den Punkt zu bringen.
Der Reiz von „Tracer“ liegt in der seltenen Kombination zweier Welten, die zuletzt bei Kevin Saunderson, Model 500 oder Octave One zusammenfanden: Pop meets the sound of Detroit techno!
Preview:
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Tracklist:
- Orbit
- EFX feat. Kelela
- Eternal
- Pyjama feat. Panda Bear
- Mist of Time feat. Halo
- End
- Vector Spray
- Inca
- Do It featuring Romathony
- Timeline