Da ist es nun, das neue Album von Yeasayer. „Fragrant World“ heißt es und ist nach „All Hour Cymbals“ (2007) und „Odd Blood“ (2010) das dritte Album der mittlerweile wieder zum Trio zurückgeschrumpften Brooklyner. Die beiden Vorgänger noch im Ohr wähnt man sich bestens vorbereitet – bereit für eine auditive Berg- und Talfahrt voll überraschender Wendungen durch den gewohnt vertrackten, obgleich so gefälligen Klangkosmos von Yeasayer. Doch Album Nummer drei schießt nicht in schwindelerregende Höhen, um dann durch eher fade Abgründe zu dümpeln, sondern überrascht mit klanglicher und qualitativer Konsistenz seiner 11 Songs.
Rechnet man mit dem Auf und Ab der Klangachterbahn, mag einen das Rundherum mit dem Soundkarussell beim ersten Hören noch nicht ganz überzeugen: Es fehlen die aufregenden Loopings, die süchtig machenden Tracks, die man so oft wiederhören kann, dass man ganz vergisst, dass eigentlich noch fünf andere folgen sollten. Doch wir wollen kein vorschnelles Urteil wagen, denn auch wenn „Fragrant World“ vielleicht der eine Überhit fehlt, hat doch jeder Song seinen eigenen kleinen „Ambling Alp“-Moment – gerade die Refrains von „Longevity“, „Reagan’s Skeleton“ oder „Demon Road“ wollen wieder und wieder gehört werden. Die Tatsache, dass gerade bei den schon bekannten, vorab veröffentlichten Tracks, „Henrietta“ und „Longevity“, die Wiederhörensfreude exponentiell wächst, macht klar: Das Album wird mit jeder Umdrehung besser. Mit jedem Hören lichten sich die Soundschichten und so sehr die Tracks auch wie genreverschmelzende Klangexperimente wirken, ruht doch im Herzen eines jeden – wie gewohnt – ein simpler Song. Denn dass Yeasayer mit einer weniger kaleidoskopischen Produktion regelrecht hit-radiotauglich wären, machten sie ja schon früher mit Akustikversionen ihrer Songs deutlich.
Nichtsdestoweniger sind kaum noch analoge Instrumente auf „Fragrant World“ zu hören und nur kurz blitzen Akustikgitarre und Bläser zwischen den Zeilen von „Folk Hero Shtick“ auf. Musikalisch ist das Album schließlich die konsequente Weiterentwicklung des neonregenbogenfarbenen, wummernden „Odd Blood“: Was an Sitar-klimpernder und Tamburin-schwingender Folklore-Ästhetik noch nicht Funklicks und Synth-Samples gewichen war, ist nun endgültig unter der elektronischen Produktion und ihrer Armada von Soundeffekten verschwunden. Auf ihrem Drittling klingen Yeasayer dichter, dunkler und doch tanzbarer als je zuvor.
Preview:
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Tracklist:
- Fingers Never Bleed
- Longevity
- Blue Paper
- Henrietta
- Devil and the Deed
- No Bones
- Reagan’s Skeleton
- Demon Road
- Damaged Goods
- Folk Hero Shtick
- Glass of the Microscope