Spreeufer für alle (Megaspree Version)

Megaspree Ausschnitt des Plakats Ende August 2009 soll die Bar25 am Spreeufer, Berlins Super-Touristen-Afterhour-Freizeitpark, aber auch Kulturstätte für Off-Festivals und Open-Air-Kinos, schließen. Anfang Juli wurde mit der Megaspree-Demo nochmal eifrig getrommelt: nicht nur für den Erhalt der Bar25, sondern auch für eine alternative, Off-Kultur-freundliche Nutzung der Spreeufer in Friedrichshain. Initiatoren war das Bündnis Megaspree, unter dessen Dach sich zahlreiche Party-Veranstalter, politische Gruppen und Künstler gesammelt hatten. BLN.FM befragte Elli, Sprecherin von Megaspree zu den Zielen des Bündnisses – und wie es nach der Aktion Anfang Juli weitergeht.

Hier findest Du die Position des Berliner Senats für Stadtentwicklung.

(O-Töne erhälst Du beim Hören auf den Spieler, der Text darunter ist eine sinngemäße Zusammenfassung des Audio-Statements. Alternative Statements von anderen Beteiligten folgen in Kürze.)

Wie kam es zu Megaspree – und wer steckt dahinter?

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An „Megaspree“ beteiligt sind Menschen wie Ernst Handl (Berliner Künstler), Stoffel (Betreiber des Watergates) und Juval Dieziger von der Bar 25. Aus dem Unmut, den die Kulturschaffenden gegenüber den Plänen des Senats hatten, entstand dann die Idee das Bündnis Megaspree zu gründen. Es ging darum, dass wenn ein Kulturbetrieb bedroht ist, auch die anderen mit für den einstehen und das man gemeinsam aufzeigt, welche Werbewirkung und wirtschaftliche Kraft diese Betriebe für Berlin haben – und diese deshalb auch geschützt werden sollten.

Worum geht es der Initiative?

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Beteiligten Klubs geht es gar nicht nur um ihr eigenes Überleben. Sie wollen sich fuer die angrenzenden Stadtgebiete – die Kieze – einsetzen und dort ansäßige Initiativen unterstützen. Dabei sollen nicht nur Forderungen aufgestellt werden, sondern auch gezeigt werden, wer „wir“ sind. So eine Demo ist die beste Form, um laut für die Ziele  auf die Straße zu gehen und wenn mehrere Tausend Leute kommen, kann ganz anders argumentiert werden. Der Termin der ersten Megaspree-Demo fiel auf den Jahrestag vom Bürgerentscheid „Mediaspree Versenken„, von denen Megaspree viele Forderungen unterschreibt, die aber nicht von Druck von der Strasse begleitet wurde.

Ihr werft dem Senat ja vor, dass er die Potentiale der Stadt Berlin ignoriert und alternative Projekte torpediert. Nenne doch mal bitte ein paar Beispiele fuer diese bedrohten Projekte.

Zum Beispiel das SO36 und sein Nachbarschaftsstreit: nach langer, langer Zeit ist das SO36 doch zu laut und deshalb muss eine Schallsschutzmauer her. Diese kostet vermutlich um die 80 000 Euro. Eine Summe, die das SO 36 nicht aufbringen kann, die für die Stadt Berlin aber nicht so viel ist. Diese Projekte müssen erhalten werden, weil dort so viel mehr passiert als Party. Es geht um Bands, Proberäume, Kultur. Ebenfalls bedroht ist der RAW-Tempel, wo unendlich viel passiert.

Dieses Nichtstun und das Wegsehen ist eine Art Torpedierung.

Was uns da fehlt ist ein Klima in der Stadt, dass man gemeinsam die Probleme angeht und guckt, ob es Alternativen gibt. Es geht gar nicht darum alles 100% durchzusetzen – aber wir haben nur das Gefühl, dass die Verantwortlichen der Stadt zwar mit den alternativen Kultur werben, aber nichts dafür tun. Wenn ein Investor oder ein genervter Nachbar kommt, wird man vor die „Sachzwänge“ gestellt und anstatt die Stadt unterstützend berät oder mal Geld in die Hand nimmt, wird gar nichts getan. Dieses Nichtstun und das Wegsehen ist eine Art Torpedierung. Das soll gestoppt werden. Es soll ein ordentliches Gesprächsklima geschaffen und die Ideen von Megaspree-Beteiligten aufgenommen werden, die konstruktiv sind und nichts mit negativer Gegenkultur zu tun haben.

Befindet Ihr Euch im Gespräch mit der Stadt Berlin?

Bis zur Demo gab es keinen Kontakt zur Stadt Berlin, danach wollte Megaspree dort mit der öffentlichen Unterstützung in die Gespräche gehen. Auf der Megaspree-Webseite soll der wissenschaftliche Diskurs gestartet werden. Was könnte an der Spree anders gemacht werden? Es soll ein Modell erarbeitet werden, bei dem die Geldnot der Stadt beruecksichtigt wird aber gleichzeitig vermieden werden soll, dass die Steuergelder weiterhin sinnlos rausgeschmissen werden. Das soll öffentlich auf der Internet-Seite stattfinden. Aber auch Lobby-mäßig sollen Entscheider angesprochen werden. Bei Wahlen sollen Statements von Kandidaten eingeholt werden und diese daran gemessen werden.

Wer soll bei Eurer Initiative mitmachen?

Das Bündnis ist sehr vielfältig und deshalb geht der Aufruf auch an alle. In erster Linie will es natürlich Spree-Anwohner, die selbst betroffen sind, erreichen und für das Thema sensibilisieren – nicht nur Partyleute und Clubbesucher. Auch Projekte, die sich zum Beispiel gegen den Ausbau der Stadtautobahn oder ähnliches richten, will man mit einbeziehen. Diese Vielfältigkeit hat aber bereits dazu geführt, dass einzelne Gruppen (wie die Wagenburgler vom Schwarze Kanal) schon wieder ausgestiegen sind.

Nun ist die Demo ja mittlerweile vorbei. Was sollte denn Eurer Meinung nach jetzt passieren?

Mit einer Demo allein ist es nicht getan. Mit den Besucherzahlen soll Lobbyarbeit geleistet werden und politisch argumentiert werden. Die Megaspree-Seite könnte ein Forum bieten für viele unterschiedliche Initiativen, Megaspree könnte dann ein Vernetzungpunkt sein. Zuerst will man Leute und Medien aufblicken lassen und alternative Vorschläge zu kommunizieren. Dazu solle eine alternative Sichtweise zu den Statements der Stadt Berlin angeboten werden. Man will damit aufzeigen, dass es eben auch ohne Bürotürme  am Spreeufer gehen kann.