Four Tet – Pink

Four Tet- Pink - CoverEs gibt viele Wege, sich dem gesamten Spektrum der elektronischen Tanzmusik zu nähern. Verknüpft mit dem Ziel, die Leute zum Tanzen zu bringen, verlassen sich einige Produzenten auf das Augenfällige und hauen dem Publikum einen brettharten Beat und brutale Bässe um die Ohren. Andere wählen eine subtilere Art und setzen auf musikalische Finessen, die im Clubkontext vom Besucher nicht immer gewürdigt werden. Einer, der sich aufgemacht hat, dem Publikum mehr Musik als nötig zuzumuten, ist der als Four Tet bekannte britische Produzent Kieran Hebden. Seine Tracks sind immer anders, unvorhersehbar, verschachtelt und schwer zuzuordnen. Label wie „Future Bass“ oder „Post Dubstep“erklären den Ansatz des Künstlers nur unzureichend.

„Pink“ ist der aktuelle Output des fleißigen und talentierten Mannes, der solch Indie-Lieblinge wie Radiohead, Bloc Party oder The XX remixen durfte. „Pink“ ist weniger ein typisches Folgealbum zu dem ambitionierten „There Is Love In You“ aus 2010, als eine Sammlung bereits veröffentlichter Tracks der letzten Monate. Mit dem Wegfallen eines Konzeptes, das der Produktion eines Studioalbums oftmals voran geht,  ist diese Werkschau auch weitaus tanzbarer als der Vorgänger. Es gibt selbstverständlich auch typische Experimente, die man von Four Tet gewohnt ist – wie zum Beispiel zerhackte Vocalsamples oder atmosphärische Gimmicks – vor allem aber sind die Beats mit Abstand das straighteste was bisher aus der Soundschmiede Hebdens entsprungen ist. Damit macht er Platz für minimale Deep House-Tunes wie „Ocoras“ oder „Pyramid“, die auf dem Vorgängeralbum ohne Kontext geblieben wären. Doch nicht alles an „Pink“ ist four-to-the-floor, mit „Jupiter“ oder „128 Harps“ befinden sich zwei heiße Dubstep-Tunes auf der Tracklist. Darüber hinaus glänzt die Sammlung mit „Peace On Earth“, einem epischen 11-minütigen Ausflug in Ambient-Gefilde.

„Pink“ ist die großartige Demonstration eines Mannes, dessen Verständnis von elektronischer Tanzmusik grenzüberschreitend ist. Damit überlässt er es dem Hörer, ob er sich zu den Tunes im heimischen Zimmer wild ausschütteln oder lieber gemütlich den Zeh dazu bewegen möchte. Im Club wird diese wunderbare Musik wenig Niederschlag finden, besitzt Four Tet bei allem Bemühen um Gradlinigkeit eben doch die Tendenz zur Frickelei.

Preview:

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Tracklist

  1. Locked
  2. Lion
  3. Jupiters
  4. Ocoras
  5. 128 Harps
  6. Pyramid
  7. Peace For Earth
  8. Pinnacles

(Text Records)