Historische Kleidung, gediegene Musik – der Trailer von „Tanz im August“ wirkt abwegig für ein Festival zeitgenössischen Tanzes. Denn das 16-tägige Tanzfestival (10. bis 25. August) ist alles andere als verstaubt. Wir stellen Euch drei vielversprechende Stücke vor, in denen Tanz auf elektronische Musik trifft. Getanzt wird in der ganzen Stadt, unter anderem im HAU, im Podewil und in der Schaubühne.
„Crack“ von Arco Renz
Islamisten köpften Buddha-Statuen. Die Nazis verbrannten Bücher. Diktaturen hassen Erinnerungen. So auch das Regime von Pol Pot. Während seiner Schreckensherrschaft starben Millionen Menschen, vor allem aus der gebildeten Schicht. Gleichzeitig wurde die Erinnerung an die Geschichte des Landes getilgt. Dazu gehörte auch der Tanz, der in Kambodscha über eine lange Tradition verfügte. An den Höfen der Könige wurde der rituelle Tanz perfektioniert. Jahrelang auf Geschmeidigkeit trainierte Körper erzählen dabei Geschichten aus der Mythologie in einer komplexen Abfolge von Bewegungen und Gesten.
Für das Festival bringen sechs junge Tänzer aus Kambodscha Tradition auf die Bühne, begleitet von elektronischer Musik. Choreograf Arco Renz inszeniert damit den Aufbruch der jungen Generation Kambodschas in die Zukunft, wobei sie gleichzeitig das kulturelle Erbe ihres Landes wiederentdeckt.
http://vimeo.com/34556764
18. und 19. August 20 Uhr im HAU 2, Stresemannstr. 29, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Möckernbrücke. Am 19. August mit Publikumsgespräch in englischer Sprache im Anschluss an die Vorstellung. Tickets für 10-20 Euro.
„Corps de Walk“ von Sharon Eyal & Gai Behar
Die Tanzenden auf der Bühne in ihren fleischfarbendenen Ganzkörperanzügen bilden eine marschierende Masse. Wie Automaten, gleichförmig und einheitlich, bewegen sie sich über die Tanzfläche. Ab und an brechen einige aus, umtanzen und begehren einander. Sharon Eyal choreografierte die Aufführung, Gai Behar, der in Israel jahrelang Techno-Raves organisierte, produzierte das Spektakel. DJ Ori Lichtik kümmerte sich ums Sounddesign.
23. und 24. August 20 Uhr in der Volksbühne, Rosa-Luxemburg-Platz, Berlin-Mitte, U-Bahn: Rosa-Luxemburg-Platz, Tickets für 6-35 Euro.
„Grind” von Jefta van Dinther & Minna Tiikkainen
„Stell dir einen Raum vor, der deine Sinne herausfordert! Stell dir Rhythmen vor, die dein Sehvermögen beeinflussen!“ So lädt Choreograf und Tänzer Jefta van Dinther auf seiner Webseite zum Solo-Stück „Grind“ ein, das er auch selbst tanzt. Den Zuschauenden will er synästhetische Erfahrungen schenken. Übersetzt bedeutet der Titel des Stückes „schinden“. Geschunden wird van Dinthers Körper von Lichteffekten und elektronischen Klängen, denen er sich ausliefert. Die Performance ist auch eine Herausforderung für das Publikum, anziehend und verstörend zugleich.
24. August um 21 Uhr, 25. August um 22:30 Uhr im Podewil, Klosterstraße 68, Berlin-Mitte, U-Bahn: Klosterstraße, Tickets für 10-15 Euro.
(Fotos: Presse, Erik Berg, Tanz im August )