Würde man durch einen Plattenladen stöbern und dÉbruits Debütalbum stellte sich dabei einem in den Weg – man würde vermutlich kurz innehalten, weil man heutzutage selten eine so kitschig anmutenden Covergestaltung zu Gesicht bekommt. Doch ein zweiter Blick (oder der erste in den Pressetext) verrät: Das hier ist Kunst, das Augenmotiv im Hintegrund ist eine Hommage an das Werk „The False Mirror“ des belgischen Surrealisten René Magritte. „From The Horizon“ erregt also schon durch Äußerlichkeiten wie Coverbild und exotisch anmutende Tracknamen wie „Akoula“ oder „Ogene Udu“ Aufmerksamkeit – wie ist es da um die inneren, musikalischen Werte bestellt?
Der Franzose Xavier Thomas aka dÉbruit bringt nach diversen EPs sein erstes Album auf den Markt. 13 Titel umfasst das Werk und führt den Hörer direkt in die Gefilde, die dÉbruit schon mit seinem 2010er-Track „Nigeria What?“ als Ziel ausgemacht hat. Western African Music ist unumstritten der größte Einfluss, der auf „From The Horizon“ zu spüren ist. Doch dÉbruit verbindet die folkloristisch wirkenden Elemente mit Hip Hop und Funk zu einem modernen, spannenden Gesamtwerk. Denn nicht nur die einzelnen Tracks unterscheiden sich voneinander, selbst innerhalb der einzelnen Stücke werden ständig neue Richtungen eingeschlagen. Der Opener „Cri“ beginnt verträumt, bekommt dann aber eine fast schon nach Blues klingende Note und verwandelt sich in ein freudiges Schrei-Synthie-Funk-Konzert. Auch die erste Singleauskopplung „Mega Wagna“ kombiniert gekonnt afrikanische Gesänge mit Synthie-Gefrickel und tonangebenden Claps.
Bei „Afro Booty Musique“ ist der Name Programm. Ein tief vor sich hin dümpelnder Bass und schwungvolle Trommeln dominieren, dazwischen preist eine verzerrte Stimme den titelgebenden Afro Booty. Ganz anders klingt das Ganze wiederum bei „Marabout“: Hier baut sich ein fast schon technoides Electrostück mit diversen Ebenen auf, das ohne weiteres die Tanzfläche füllen kann. Als Rausschmeißer wählte dÉbruit „The Day I Lost My Funk“ – auch hier paaren sich exotische Gesänge mit entspannten bis gebrochenen Beats. Und dass der Tag des verlorenen Funk sich noch in weiter Ferne befindet, versteht sich Anbetracht dieses Albums von selbst.
dÉbruit schafft es, seine scheinbar unendlichen Ideen und Inspirationen so zu kombinieren, dass es immer wieder überraschend ist, aber nie nervig oder krampfhaft gewollt wirkt. „From The Horizon“ ist kein Party-Tanzalbum, sondern vielmehr ein Highlight, mit dem man gut gelaunt Spätsommerabende auf der Terrasse verbringen und sich dem Fernweh gen Afrika hingeben kann.
Preview:
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Tracklist:
- Cri
- Ata
- Cuivrée
- Afro Booty Music
- Ogene Udu
- Frère
- Zef
- Mega Wagna
- Ouest Wind’s Seagulls
- Akoula
- Rêve Du Niger
- Marabout
- The Day I Lost My Funk