Das kleine Örtchen Mouthe an der französisch-schweizerischen Grenze wird wegen seiner eisigen Temperaturen auch „Klein-Sibirien“ genannt. Der lakonische Krimiautor David Rousseau (Jean-Paul Rouve) reist in diese abgeschiedene Einöde, um das Erbe seines wohlhabenden Onkels anzutreten. Als im verschneiten Wald die Leiche des Provinz-Starlets Candice Lecoeur (Sophie Quinton) gefunden wird, ist das Interesse des Krimiautors geweckt und er hofft, seine akute Schreibblockade durch diese Inspiration zu überwinden. Rousseau bezweifelt die Meinung der Polizei, die von Selbstmord spricht, und stellt seine eigenen Untersuchungen an. Dabei fällt ihm ein Schatz in die Hände: Die Tagebücher der toten Schönheit.
Diese erzählen Geschichten eines typischen „Mädchens von nebenan“, das eines Tages von einem Fotografen entdeckt und als Model in einer Käsewerbung zur lokalen Berühmtheit wird. Sie spielt in der Öffentlichkeit eine Rolle, die von Fans und Verehrern begehrt wird, doch immer weniger mit dem labilen Inneren zu tun hat. Genau deshalb fühlt sich Candice ihrem großen Vorbild Marilyn Monroe so nah und kopiert diese im kleineren Maßstab – inklusive „Happy Birthday, Mr. President“-Ständchen. Und schließlich auch, mehr oder weniger freiwillig, inklusive des tragischen Endes.
„Who Killed Marilyn?“ ist natürlich zunächst eine Kriminalgeschichte. Dabei sorgt vor allem der etwas verkrachte Krimiautor Rousseau, dem das Publikum bei seinen Recherchen folgt, für die richtige Prise trockenen Humors. Wie schon der Titel andeutet, ist der Film aber auch eine Hommage an die Ikone Marilyn Monroe, deren Lebensstationen im verkleinerten Maßstab nachgezeichnet werden. Das Setting in der verschneiten Einöde und die schrulligen Charaktere erinnern dabei interessanterweise stark an den Klassiker „Fargo“ der Coen-Brüder. Eine ungewöhnliche Mischung, die aber hervorragend funktioniert.
„Who Killed Marilyn?“, Frankreich 2011, 102 Minuten, Tragikkomödie. Seit dem 2. August unter anderem im
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