BMW Guggenheim Lab: Beste Laborbedingungen?

Evening Exterior von Christian Richters © Solomon R. Guggenheim Foundation

13. Juli 2012 – Ein kühler, verregneter Freitag im Prenzlauer Berg. Unter dem Titel „Soziale Stadt gestalten“ wird im von BMW finanzierten Guggenheim Lab über Mietsteigerungen, Sozialwohnungen und die Berliner Liegenschaftspolitik diskutiert. Themen, die Berlin bewegen. Themen auch der Lab-Gegner. Doch wo sind sie?

Kurz nach Eröffnung des mobilen Labors am 15. Juni haben circa 50 Gegner in der Nähe des Pfefferbergs protestiert. Seitdem ist es ruhig. Die Initiative „BMW Lab verhindern“ gibt in ihrem Blog den Veranstaltern der Diskussion den Tipp, mit dem eigenen Standort zu beginnen, wenn sie über Verdrängung diskutieren wollten. Vor Ort ist die Initiative nicht. Auf eine Interviewanfrage gibt es keine Reaktion.

Die „Ini“ ist „schon wieder beerdigt“, erfahre ich am nächsten Tag auf der Demonstration „Spreeufer für alle!“ von einem, der zu Beginn des Labs dagegen protestiert hat. Die Anti-Media-Spree-Demo richtet sich gegen den Bau von Büros und Luxuswohnungen entlang des Spreeufers. Es geht aber auch um den Wandel der Stadt und um die Frage, wem diese gehört. Darum ging es auch beim Protest gegen den Kreuzberger Standort des Lab, einer Brachfläche direkt an der Spree. In einem Aufruf der scheinbar nicht mehr aktiven Initiative heißt es: „Das sogenannte „Lab“ ist eine miese Image-Veranstaltung des konservativen BMW-Konzerns und bedeutet für den Kiez noch weiter steigende Mieten […].“ Welch Ironie des Schicksals, dass die Brache nun voraussichtlich noch vor dem Ende des Labs geräumt wird.

Ursprünglich geplanter Ort für das Lab: Brachfläche an der Cuvrystraße 50/51 © neukoellnbild

Die Veranstalter sind auf Kritiker zugegangen. Einige, zum Beispiel einen Aktivisten von „Megaspree„, konnten sie überzeugen. Er hat im Lab zum Thema „Mietsteigerungen“ mitdiskutiert und meint heute: „Ich bin froh, dass es diesen Ort gibt.“ Andere, wie Vertreter der Initiative „Mediaspree Versenken!„, halten ihn weiterhin für „Quatsch“. Dass Kritiker einzelne Programmpunkte mitgestaltet haben, wie es in den Medien heißt, korrigiert Kuratorin Maria Nicanor im Telefoninterview mit BLN.FM selbst: „Not too much“.

Auch die Veranstaltung am 13. Juli ist nicht von den Protesten inspiriert. Lab-Mitglied Corinne Rose hat sie von Anfang an geplant. Sie wollte in ihrem Programmteil etwas gegen „die sowieso ablaufende Gentrifizierungsspirale“ setzen. Dass sich zahlreiche Projekte, wie etwa die Mieterinitiative „Kotti & Co“ oder eben „Mediaspree Versenken!“, seit Langem mit diesen Themen beschäftigen, wisse sie.

Am Sonntag geht das Lab in die letzte Runde. Ihm wurde vorgeworfen, nicht die wahren Probleme Berlins zu behandeln. Doch was harmlos mit Programmpunkten wie „Freiluftfitness“ und „Fahrradfahren“ anfing, hörte mit dem Versuch, Politik und Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zum Thema „Liegenschaftspolitik“ zusammenzubringen, auf.

Das Lab wollte „das Rad nicht neu erfinden“, wie es Nicanor am 16. April 2012 im Kulturausschuss des Abgeordnetenhauses ausdrückte. Genauso wenig konnte es in sechs Wochen auch nur ansatzweise Berlins Probleme lösen. Das vielleicht Wichtigste, was es der Stadt und ihren Bewohnern hinterlässt, ist eine Karte. Auf ihr sind die Berliner Liegenschaften und ihr derzeitiger Status – bereits verkauft, aktuell im Verkauf, noch nicht verkauft – verzeichnet. Die dürfte auch Gentrifizierungsgegner interessieren.

Das Lab zieht weiter. Die Frage, wem Berlin gehört, bleibt.

Der BLN.FM Audio-Beitrag zum Anhören:

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-das-bmw-guggenheim

Das BMW Guggenheim Lab ist noch bis 29. Juli 2012 geöffnet. Eintritt frei. Pfefferberg, Hof 3, Schönhauser Allee 176, U-Bahnhof Senefelder Platz.