Christian Löffler: Ein bisschen naturbesessen

Mit 14 Jahren fing er an, Musik zu machen. Jetzt, über ein Jahrzehnt später, steht das erste Album von Christian Löffler in den Plattenläden. „A Forest“ entstand auf Usedom, mit Blick auf den das Studio umgebenden Wald. „Wald“ ist überhaupt das Stichwort seiner Musik: nicht nur heißt das Album so, auch sein Nebenprojekt „A City Is A Tree“ und das von ihm mitbegründete Label Ki Records, welches er nach dem japanischen Wort für Baum benannt hat, zeigen seine Verbundenheit zur Natur. Und dann wäre da noch das Artwork der neuen Platte – das zeigt verschwommene, grünstichige Aufnahmen, die im Wald und an der Nordseeküste entstanden sind. „Ich bin schon etwas naturbesessen“, gibt Löffler zu, der sich nebenbei auch als Künstler und Fotograf betätigt und die Covergestaltung selbst übernommen hat. Von einem Konzeptalbum möchte er trotzdem nicht sprechen. „Ich mag es gerne, wenn ich alles selbst in der Hand habe“, lautet sein Credo. Die Fotos waren bereits vorher da und auch die Tracks entstanden nicht mit dem Gedanken an ein durchkonzipiertes Album.

Das Endprodukt ist Löffler zufolge schon eher ein „Zuhause-Album“, funktioniert aber auch live und kann zum Tanzen animieren, obwohl sich eine melancholische Grundstimmung durch die zwölf Tracks zieht. Aber ist Löffler denn auch ein Melancholiker? „Kann schon sein. Das, was man einen positiv denkenden Menschen nennt, bin ich (…) wohl eher nicht. Jedenfalls öfter nicht.“ Seine Musik macht er vor allem für sich selbst, ohne vorher zu planen, wie die Stücke aufgenommen werden. Zum Elfenbeinturm hat er sein Studio während der Aufnahmen jedoch nicht werden lassen: Auf „Eleven“ singt die Frontfrau der in Hamburg ansässigen Indie-Popper Me Succeeds, der Track „Feelharmonia“ featuret die Dänin Gry. Mit beiden hatte er vorher Kontakt, Me Succeeds veröffentlichten bereits auf Ki Records. „Der Einfluss von außen ist gut für meine Arbeit“, stellt Löffler fest. Auch der Lyriker Marcus Roloff ist auf „A Forest“ zu hören. Über die düsteren Ambient-Klänge von „Swift Code“ liest er Passagen aus einigen seiner Gedichte. Mit Roloff möchte Löffler noch weiter arbeiten: Gemeinsame Auftritte sind in Planung und sogar die Idee eines Albums steht im Raum.

Auch bei Ki Records tut sich einiges: In den letzten Jahren (BLN.FM sprach zuletzt vor gut zweieinhalb Jahren mit Löffler über das Label) hat sich einiges getan. Der stete Lernprozess, den die Labelarbeit mit sich führte, ist noch nicht abgeschlossen. Für die Zukunft hat man sich mehr vorgenommen: „Anfangs lag der Fokus nie darauf, dass jeder Ki auf dem Zettel haben sollte, aber diese Einstellung hat sich jetzt auch ein bisschen verändert. Heute möchten wir, dass viele unterschiedliche Leute unsere Musik kennen.“ Um das zu erreichen, vertreibt das Label seine Platten mittlerweile über das Kölner Großlabel Kompakt, beschränkt sich nicht nur auf Vinyl und arbeitet an einer neuen Homepage, die sich persönlicher an die Hörerschaft wenden soll. Und natürlich sind noch weitere Platten in Planung: Eine Split-EP zwischen Daisuke Tanabe und Hiroaki Oba ist ebenso geplant wie ein Remix-Projekt zum aktuellen Me Succees-Album „Rongorongo“. Neben Arp Aubert und Iron Curtis wird auch Christian Löffler selbst Hand anlegen. „Es passiert noch einiges in 2012“, verspricht er. Wir werden dranbleiben.

Das BLN.FM-Interview mit Christian Löffler hier zum Nachhören:

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-christian-l-ffler