So war’s: Santigold (live)

Leider ging das am 25. Mai veröffentlichte Album „Master of My Make-Believe“ von Santigold wegen des Aufsehens um M.I.A.’s Video „Bad Girls“ und ihr dazu passender Stinkefinger während des Super-Bowl-Auftritts ein bisschen unter. Oft werden beide Künstlerinnen verglichen – zu Unrecht. Santigold überzeugt mit ihren musikalischen Statements viel mehr, weil man bei ihr nicht das unangenehme Gefühl einer Dauershow hat. Nach ihrem ersten Album „Santogold“, das 2008 erschienen ist, hat sie sich Zeit für neue Inspirationen gelassen.

Im ausverkauften Astra erschien Santi um kurz nach neun auf der Bühne. Rund 1 1/2 Stunden dauerte das Konzert, bei dem sie sowohl Lieder ihres neuen Albums als auch ältere Hits sang. Beim Stichwort „singen“ muss gesagt werden, dass viele Stellen verdächtig nach Playback klangen. Doch das änderte nichts an der überaus sympathischen Ausstrahlung der Künstlerin und ihres Teams. Mit ihren ausgefallenen Outfits im Preppy-Afrotribal-Mix legten sie, ihre drei Live-Musiker und ihre zwei Tänzerinnen eine tolle Show hin. Letztere beeindruckten mit ihren überenergischen Choreografien: Ohne mit der Wimper zu zucken, zeigten sie feinstes und ziemlich akrobatisches „Booty Shaking“ von Anfang bis Ende. Santigold hat weniger mit ihrer Stimme überrascht (die – wie gesagt – sehr nach Studio klang) als mit Entertainment.

So holte sie zu „The Creator“ ungefähr 20 Leute zu sich auf die Bühne – die Menge tobte. Bei ihrem legendären Hit „Shove It“ wandelte sie den Refrain „Brooklyn We Go Hard“ in „Berlin We Go Hard“ um. Und zum politischen Song „The Keepers“ stand plötzlich ein weißes Pferd auf der Bühne. Das bestand zwar aus zwei Kostümierten (leider nicht wie im Studio 54), aber die Überraschung war gelungen.

 

Das Publikum war hinsichtlich Alter und Stil ziemlich durchmischt; die meisten kannten die Lieder auswendig und tanzten begeistert mit. Bei „God From The Machine“ wippten alle fast schon ein bisschen gerührt im Takt und beim Schlusslied „Big Mouth“ sah es so aus, als würde niemand den Raum verlassen wollen. Santigold blieb eine angemessene Zeit on Stage und lieferte eine ordentliche Performance ab. Bei ihren Liedern kann man einfach nicht stillhalten. Und es gibt doch nichts Besseres, als tanzend ins Wochenende zu starten. Danke, Frau White, Sie sind in der Tat „so damn gold“.