Otto Von Schirach – Supermeng

Den Namen Von Schirach verbindet man in Deutschland eigentlich eher mit dem NSDAP-Politiker oder dem Strafverteidiger und späterem Schriftsteller. Es gibt aber einen Dritten im Bunde: deutlich jünger, deutlich verrückter und sein Unwesen in Miami treibend. Trotz seines sehr deutschen Vornamens Otto, ist der gebürtige Amerikaner in Florida zuhause. Otto Von Schirach veröffentlicht Anfang August 2012 sein achtes Album „Supermeng“ erstmalig auf dem Berliner Modeselektor-Label Monkeytown Records.

Obwohl Otto seit schon über 10 Jahren im Musikgeschäft unterwegs ist, kann er sich nicht für eine Musikrichtung entscheiden, auch nicht innerhalb eines Stücks. Klar ist es interessant, wenn über die Jahre oder über die Platten verschiedene Seiten des Künstlers zum Vorschein kommen, weil dieser sich immer wieder etwas neues zutrauen sollte. Aber bei „Supermeng“ ist es einfach ziemlich anstrengend. Otto springt pausenlos mit sirenenähnlichen Computergeräuschen von House zu Hip-Hop über Rock und Dubstep. Zu nervös klingt die digitale Stimme, die andauernd überzogen wird. Was bei dem Lied „Evil Twin“, das Mitte Januar 2012 in Zusammenarbeit mit Modeselektor released wurde, noch witzig klang, wirkt hier eintönig.

Thematisch beschäftigt sich Otto mit lustigen, nicht allzu anspruchsvollen Sachen. Bei „When Dinosaurs Ruled The Earth“ und „Reptile Brain Wash“ geht’s um die Weltherrschaft von Dinosauriern und bei „Mind Power“ wendet sich Otto als Alien an die Bewohner der Erde. Dementsprechend abgespaced ist die Musik dazu und man fühlt sich als Spieler eines quietschbunten Videogames in der trippigsten Ecke der Galaxie. Der Track „Gravitron“ erinnert mit seinem Hin und Her zwischen Dubstep und Juke ein wenig an Addison Groove’s „Footcrab“, aber leider fehlt auch hier das Feingespür um aus dem Track einen wirklichen Burner zu machen. Irgendwie kommt nichts so lässig rüber, wie es wahrscheinlich geplant war. Modeselektor sind ja dafür bekannt, keinen straighten Normalo-Techno zu produzieren, grade deswegen ist Von Schirach bei ihnen eigentlich an der richtigen Adresse. Doch leider hat er die Balance zwischen extravagant-cool und übertrieben-schrill verpasst.

Preview:

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Tracklist:

  1. Salpica (Miami)
  2. Ultimate Universe
  3. The Blob
  4. Breathe The Beat
  5. Diamond Eyes
  6. Quasar
  7. Supermeng
  8. Portal Prayer
  9. When Dinosaurs Rule Earth
  10. Gravitron
  11. Mind Power
  12. Reptile Brain Wash

(Monkeytown Records)