Leichtfüßige Nilpferde: Hippos In Tanks

Nilpferd / (C) Aaron Logan auf WikimediaNilpferde in Panzern? Diese Übersetzung von „Hippos In Tanks“ ist zwar richtig, in Zusammenhang mit dem gleichnamigen Label aus Los Angeles aber eher unwahrscheinlich. Treffender ist „Nilpferde in Becken“, was allerdings auch nicht weniger obskur klingt. Vergangene Woche stellten wir euch das Label 100% Silk aus Los Angeles vor, das im Juni eine Nacht der neuen Partyreihe „Polymorphism“ der CTM-Veranstalter in Berlin gestaltete. Einen anderen Abend hatte Hippos In Tanks übernommen. BLN.FM sprach mit Barron Machat, dem Chef von Hippos In Tanks, über den seltsamen Labelnamen, die Elektromusikszene in Los Angeles und das Besondere an Berlin.

Zu Weihnachten 2009 bekam Machat das Buch „And the Hippos Were Boiled in Their Tanks“ (deutscher Titel: „Und die Nilpferde kochten in ihren Becken“) von den Beatpoeten William S. Borroughs und Jack Kerouac geschenkt und las es in einem Rutsch durch. Kurz darauf startete er einen Musikblog und benannte diesen, inspiriert durch das Buch, genau so, wie später auch sein Label heißen sollte. Das Buch bereitete den Weg für die Beat Generation, die in den USA der 1950er Jahre vor allem mit Texten über psychedelische Drogentrips und sexuelle Erfahrungen Anstoß erregte. Der gebürtige New Yorker Machat sieht allerdings weniger in der aufreizenden Thematik als vielmehr in der damaligen Lebenseinstellung den interessanten Aspekt: „Die Verbindung liegt vor allem in dem Do-it-yourself-Ding und dem Impuls, einfach loszulegen und etwas zu beginnen, an das man glaubt.“

Mit der Hilfe seines Vaters, der auch im Musikgeschäft tätig war, und seines damaligen Geschäftspartners Travis Woolsey konnte Barron Machat einige vielversprechende Produzenten für Hippos In Tanks gewinnen – unter ihnen Laurel Halo, James Ferraro, Hype Williams, Nguzunguzu und d’Eon. Sie repräsentieren die musikalische Vielfalt des Labels, die von Witch-House über Hypnagogic Pop bis hin zur Bassmusik reicht. Gemein ist all jenen zwar der musikalische Verweis auf den Pop der 1980er-Jahre und das an die 1990er-Jahre angelehnte Artwork ihrer Projekte, doch lässt das Label seinen Produzenten auf jeden Fall ihre künstlerischen Freiheiten. „Der Klang von Hippos In Tanks wird von den Künstlern bestimmt, die dadurch auch unsere Zukunft beeinflussen. Wir werden uns immer anpassen und ändern, was auch immer sie machen wollen“, bekräftigt Barron.

http://soundcloud.com/hipposintanks/exo-album-stream

Den aktuellen Boom von elektronischer Musik in den USA sieht der Mittzwanziger eng mit der Szene in L.A. verknüpft. Labels wie Brainfeeder, Low End Theory oder No Not Fun schufen durch ihr Bewusstsein für die Wurzeln elektronischer Musik ein neues Verständnis und einen fruchtbaren Nährboden für die amerikanische Szene. So überrascht es kaum, dass den Geschichtsfreak Machat auch an Berlin die besondere Mischung aus Vergangenheit und Zukunft interessiert. Er war bisher immer nur kurz in der Stadt, findet aber, dass aus der Trennung und Wiedervereinigung von Ost und West die heute florierende Kultur hervorging, die für ihn charakteristisch für Berlin ist. Bleibt zu hoffen, dass er die Produzenten von Hippos In Tanks noch öfter hierher begleiten wird, damit er Berlin besser kennen lernen kann und die Berliner Clubszene noch mehr ungewöhnliche Musik dieses Labels erlebt.

Zuletzt erschienen auf Hippos In Tanks das Album „Exo“ von Gatekeeper und die EP „Warm Pulse“ von Nguzunguzu.

Hier das BLN.FM-Interview mit Barron Machat vom Label Hippos In Tanks zum Nachhören:

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-labelcheck-hippos-in