Twin Shadow – Confess

Es gibt immer wieder Alben, auf die man sich so sehr freut wie damals als Kind auf den eigenen Geburtstag. Das zweite Album von Twin Shadow fällt in diese Kategorie. Wir erinnern uns: keine zwei Jahre ist es her, dass George Lewis, Jr. unter dem Namen Twin Shadow unsere Herzen im Sturm nahm, indem er uns das seine ausschüttete. „Forget“ lautete der programmatische Titel seines Debüts – Vergangenheitsbewältigung in elf Songs. Jedoch keine von der Sorte, die sich in sich selbst verkriechen, sondern solche, die mit flirrenden Synthies, großartigen Melodien und puckernden Beats sich selbst und den Hörer gleich mittherapierten.

Zwanzig Monate später hat das Warten nun ein Ende und es erscheint mit „Confess“ Lewis‘ zweites Album, das er im Alleingang fernab des heimatlichen New York in Los Angeles aufnahm. Schon der grandiose Opener „Golden Light“ macht deutlich, dass es auch auf „Confess“ textlich wieder um die leidige Liebe gehen wird und dass Twin Shadow musikalisch immer noch wie er selbst klingt.

Dennoch ist spätestens nach dem dritten Track – der Vorabsingle „Five Seconds“ mit dem prägnanten Shuffle-Guitar-Riff – auch klar, was an Album Nummer zwei anders ist: „Confess“ klingt dichter, atemloser, ja getriebener und härter als sein Vorgänger. Lewis bestätigt den Höreindruck, erklärte er doch kürzlich gegenüber dem amerikanischen „Rolling Stone“-Magazin, dass ihn die Live-Auftritte mit einer Band im Rücken dazu inspiriert hätten, sein zweites Album lauter und bombastischer klingen zu lassen. Die Produktion der Songs ist lückenlos, ein kleines Sample hier, ein kaum hörbarer Effekt da, ein kurzes Extra-Riff dort und über allem die vertraute, eingängige Stimme von Lewis.

Scheint die Grundstimmung von „Confess“ auch euphorischer, vermisst man bisweilen dennoch die leiseren, finster-romantischen Passagen, die einem die Songs des Debüts so ans Herz schweißten. Und doch hat auch „Confess“ diese magischen Momente, etwa wenn Lewis in „Beg For The Night“ eine neue Liebe beschwört und er über einem Klangbett, das wie ein postmoderner Mashup von The Smiths und Alphaville klingt, so eindringlich die Zeile „I have to be with you“ intoniert. Oder wenn sich im schon erwähnten „Golden Light“ die sphärischen Klangflächen erst langsam über einer Basslinie verdichten, die wie ein nervöser Herzschlag pocht, um sich dann endlich in den hymnenhaften Refrain erheben. Oder aber wenn Lewis‘ Stimme einem wie ein kalter Schauer in mehrfachem, bisweilen brüchigen Overdub zu den metallischen Beats von „You Call On Me“ über den Rücken läuft. Bleibt nur zu hoffen, dass George Lewis, Jr. die Lieben in seinem Leben nie ausgehen werden, damit es ihm auch in Zukunft nie an Inspirationen für neue hinreißende Twin-Shadow-Songs fehlt.

Preview:

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Tracklist:

  1. Golden Light
  2. You Call Me On
  3. Five Seconds
  4. Run My Heart
  5. The One
  6. Beg for the Night
  7. Patient
  8. When The Movie’s Over
  9. I Don’t Care
  10. Be Mine Tonight

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