Totally Enormous Extinct Dinosaurs – Trouble

TEED - Trouble - Cover

Nomen est omen. Wer auf den Namen Orlando Higginbottam getauft wird, der ist einfach zu Höherem berufen. Schauspieler vielleicht. Oder Schriftsteller. Dass sich einer der angesagtesten Clubmusiker des Jahres hinter dem ehrwürdigen Namen verbirgt, scheint auf den ersten Blick obskur und war wohl auch dem 28-jährigen nicht ganz geheuer. Doch statt sich selbst einen einprägsameren Namen zu geben, verpasste er sich einen Titel, der an Albernheit kaum zu übertreffen ist: Totally Enormous Extinct Dinosaurs.

Nomen est omen. Was erwartet man, wenn man Songs von jemandem hört, der sich solch einen schrägen Namen gibt? Billiges Techno-Gedöns, schrammelnde Metal-Riffs, Hip Hop aus der Vorstadt? Alles weit gefehlt. Auf „Trouble“, dem kürzlich erschienenen Debütalbum, verbindet Totally Enormous Extinct Dinosaurs (zungenfreundlich TEED abgekürzt) Synthpop der 80er mit 2-Step Beats, Electroclash und Dubstep. Und das alles gleichzeitig. Oder vereinfacht ausgedrückt: Man hört hier weder ein dumpfes „Wub-wub“ noch ein hysterisches „Klick-klack“, sondern ein ausgetüfteltes „Wub-klick-zip-klack-tra-zip-la-wub“-Potpourri. Wer in keine Schublade passt, der sticht eben leicht heraus.

Da verwundert auch der Federschmuck eines futuristischen Indianerhäuptlings nicht, den der aus Oxford stammende Sohn eines Dirigenten bei Konzerten trägt. Die Verbindung des Vergangenen mit dem Zukünftigen könnte man daraus ablesen. Für Higginbottam selbst ist es nur ein weiterer Hinweis, ihn bloß nicht all zu ernst zu nehmen. Denn ginge es nach seinen Texten, müsste man sich um den ehemaligen Musiklehrer Sorgen machen. Er singt überwiegend über Mädchen – wie sehr sie ihm bedeuten und wie wenig er ihnen bedeutet. Das kann auf Dauer ziemlich öde sein, jedoch ist TEED mit viel Ironie am Werke. So machen die Lieder viel mehr Spaß, als dass sie im Selbstmitleid ertrinken würden. „Excuse me if I’m wrong/But you look shit/ all alone// So give me a shot/ Cause I could be/The dog to your bone – or something“ singt Higginbottam dann etwa, bevor die imposante Synthie-Fanfare in „Household Goods“ für Furore sorgt. Denn unterm Strich ist das hier immer noch Clubmusik, die vordergründig zum Tanzen einladen soll. So wird das im sanften Falsetto gesungene „You make me happy / I’m in trouble now“ im schwer an Caribou erinnernden Titelstück „Trouble“ von einer fröhlichen Steel drum-Synthiemelodie begleitet. Denn in jeder Traurigkeit steckt die Hoffnung, dass es nur das Vorspiel zum Glück ist. Da kann man auch getrost das Tanzbein schwingen.

Gerne auch stundenlang, dachte wohl TEED. Dass dem Album bei 64 Minuten Spielzeit zum Ende hin die Puste ausgeht, ist da kaum zu vermeiden. Dennoch ist  „Trouble“ ein beeindruckendes Album. Totally Enormous Extinct Dinsoaurs gelingt es anscheinend spielerisch, Lieder zu komponieren, die genauso massentauglich wie persönlich sind. Er bringt emotionale Tiefe in die DJ-Szene. Und das ist doch eine beachtliche Leistung für jemanden, der vom Aussterben bedroht ist.

Preview:

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Tracklist:

  1. Promises
  2. Trouble
  3. Shimmer
  4. Household goods
  5. Your love
  6. You need me on my own
  7. Panpipes
  8. Garden
  9. Solo
  10. Tapes & money
  11. American dream part II
  12. Closer
  13. Fair
  14. Stronger

(Polydor)