Am ersten Tag der Fashion Week Berlin präsentierte das deutsch-französische Label Augustin Teboul seine neue Sommerkollektion für 2013. Wie schon die Jahre zuvor, entschieden sich Annelie Augustin und Odély Teboul gegen eine Laufsteg-Show und gestalteten stattdessen eine Installation in dem herrschaftlichen Salon Dahlmann, einem Berliner Gründerzeitbau. Eine Wahl, die zum Stil ihrer Mode passt: Ihre Kleider spielen stets auf eine literarische Vorlage an.
Widmeten sie sich in ihrer letzten Präsentation dem antiken Mythos der Ariadne (hier ein Video davon, auch BLN.FM berichtete bereits über die Modemacherinnen), so sind ihre Arbeiten diesmal Ausdruck einer subtilen Auseinandersetzung mit Charles Baudelaires Gedichtband „Les Fleurs du Mal„. In diesem behandelt der große französische Lyriker und Prototyp-Dandy des 19. Jahrhunderts die Abgründe der Großstadt und die verkommene Moral der bürgerlichen Gesellschaft des fin de siècle.
Die morbide sprachliche Ästhetik von Baudelaires Gedicht übersetzen die zwei Designerinnen gekonnt in Seide, Leder, Tüll und Jersey. Das Leitmotiv der Kollektion sind Blumenmuster, die sich auch in den feinen Häkeleien und Stickereien wiederfinden. Jedes Kleidungsstück zeugt von großem handwerklichen Können und befindet sich an der Grenze zur Haute Couture; gleichzeitig setzen sie sich jedoch ab von den angestaubten bürgerlichen Etiketten gegen die sich schon Baudelaire mit seinem ausschweifenden Lebensstil widersetzte. Großzügige Schnitte, monochrom in schwarz gehalten und rockige Lederjacken geben den Kreationen eine dekadente Coolness.
Aufwendige Blumengestecke von Floristen rahmen die schönen Kleider und bilden einen farbigen Kontrast. Untermalt wurde die Installation von klassischen Klavierklängen.
Augustin Teboul bleiben ihrem Stil treu. Mit ihrem intellektuellen Spiel zwischen Haute Couture, Literaturgeschichte und Avantgarde gehören sie zu den interessantesten Designern in Deutschland.