The Hundred In The Hands – Red Night

The Hundred In The Hands, Cover, ArtworkMan könnte meinen, es handele sich bei The Hundred In The Hands um eine ganze Horde, in der Größenordnung etwa wie Broken Social Scene oder The Polyphonic Spree. Doch weit gefehlt. THITH, wie die Band auch genannt wird, ist ein smartes New Yorker Synthie-Duo, das sich für seine Namensgebung einen Leitspruch des Lakota-Stammes aus dem Mittleren Westen der USA zu eigen machte. Dort führte Häuptling Crazy Horse während des Sezessionskrieges seine Krieger zum Sieg und hinterließ einhundert getötete Feinde. Hundert auf einen Streich sozusagen – ganz schön selbstbewusster Name für Elektromusiker.

Im Jahre 2010 nahm das wegweisende Label Warp die beiden unter Vertrag, kurz darauf legte das Duo mit seinem selbstbetitelten Debüt einen famosen Kickstart hin. Vollgepackt mit Indiehits wie „Commotion“ oder „Dressed In Dresden“ preschten Eleanore Everdell an Mikrofon und Keyboard sowie Producer und Gitarrist Jason Friedman damals vor.

Seit Juni 2012 steht mit „Red Night“ nun der Nachfolger der nonchalanten Zwei im Ladenregal. Die heimische Playlist erfährt mit den neuen Stücken zwar kaum Unerwartetes oder gar Nie-Da-Gewesenes – doch erwartet den Hörer eine bewährte Mixtur aus Synthie-Hall und Träumerpop mit einer trügerischen Spur Abgrenzung und Andersartigkeit, in der sich am Ende doch irgendwie jeder wiederfindet.

Erstmal jedoch lässt der Opener „Empty Stations“ auf sich warten. Ist die CD kaputt? Nein, erst ab Minute eins werden die Regler hochgefahren, die kurz darauf ein synthetisches Rock-Gewitter aufbrausen lassen. Textfetzen wie „I Don’t Miss You“ bleiben hängen. „Come With Me“, im späteren Verlauf, perfektioniert die Pseudo-Rock-Attidüde, hier allerdings mit gegenteiliger Botschaft: „Come With Me, Baby (…) Stay Beside Me“. Die Komposition schleppt sich von Drumline zu Drumline, ab und zu haschen Effekte auf. Immerhin, zur Halbzeit des Albums fällt „Keep It Low“ mit einprägsamer Melodie und schönem Mitsing-Refrain durchweg positiv auf.

Doch wirkt das Album alles in allem leider so, als mangele es dem gehypten Duo etwas an Inspiration und dem Willen, etwas Besonderes zu kreieren. Stellvertretend dafür steht der düster angehauchte Titelsong: „Red Night“ ist dröge, wirkt sogar nahezu gelangweilt und unfertig. Wie schade. So hinterlässt auch der Rest des Albums einen eher überproduzierten und zugleich unausgereiften Eindruck, wie Ian Cohen auf Pitchfork attestierte. Dem kann man sich anschließen und gleichzeitig hinzufügen, dass The Hundred In The Hands ihr Material live allerdings richig gut umsetzen, wie man zuletzt beim melt!Klub Weekender sehen konnte. Die nächste Show in Berlin ist übrigens am 17. Oktober im Berghain.

Preview:

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Tracklist:

  1. Empty Stations
  2. Recognise
  3. Come With Me
  4. Red Night
  5. Keep It Low
  6. SF Summer
  7. Faded
  8. Tunnels
  9. Stay The Night
  10. Lead In The Light

 (Warp / Roughtrade)