Andi ist ein sportlicher Typ. Von Snowboarden über Windsurfen macht er alles, was auch nur irgendwie nach Action riecht. Am liebsten mag Andi Fun-Sportarten. Ständig ist er auf der Suche nach neuen Trends und Herausforderungen. Und weil Sommer ist und man ja immer etwas Neues ausprobieren soll, fahre ich heute mit Andi nach Großbeeren zum Wakeboarden. Er ist Vollprofi, für mich ist es das erste Mal auf dem Brett.
Kurz hinter Berlin beginnt das Abenteuer. Was nach Sommer, Sonne und Spaß klingt, entpuppt sich als sieben Hektar große Wassersportanlage mit einem eigens angelegten See und allem, was es für eine richtige Strandstimmung braucht: Liegewiese XXL, eine Veranda, von der aus man den besten Blick auf die tollkühnen Tricks der Boarder hat und natürlich Jungs und Mädels in hautengen Swimsuits und bunt bedruckten Shorts im Australian-Beach-Style. „Sehen und gesehen werden“ ist hier schon ein bisschen das Motto, denke ich mir und zwänge mich in meinen geliehenen unförmigen Ganzkörper-Neoprenanzug. „Is ja keene Modenschau hier, das Ding soll dich nur warm halten“, scherzt der Verleiher und drückt mir gleichzeitig ein Paar Wasserski in die Hand. „Du beginnst besser damit, um ein Gefühl für die Anlage zu bekommen.“ Doch ich schnalle mir gleich das Board unter die Füße. „Wenn, dann richtig“, sage ich. „Mutig“, meint Andi. Weil ich neu auf derAnlage bin, gibt es eine Einführung im Schnelldurchlauf per Video. Die wichtigsten Dos and Don’ts: Spaß haben! Und niemanden über den Haufen fahren.
Mit einem lockeren Sprung gleitet Andi neben mir aufs Wasser. Ich starte von einer Gummimatte aus der Hocke. In den Händen halte ich ein Seil. Das hakt sich in den Lift ein, ein kurzer Ruck, dann schieße ich einige Meter mit dem Board übers Wasser – und danach noch ein Stück ohne Brett. Ein Start mit 30km/h. Mit so einem starken Zug hatte ich nicht gerechnet und lande im Becken. Vor meinem nächsten Versuch gibt es massig Tipps von den umstehenden Profis. Die Stimmung auf der Anlage ist gut und hilfsbereit. Hier lernt jeder von jedem.
„Waken“ als Sport wurde Ende der 1980er Jahre in den USA erfunden und ist mittlerweile auf der ganzen Welt so populär, dass es unzählige Wettkämpfe gibt. Auch hier, auf der Anlage in Großbeeren, werden internationale Wettkämpfe veranstaltet. Aktueller Stern am Wakeboard-Himmel ist Dominik Gührs. Der 21jährige Münchener ist Profi-Boarder und sicherte sich 2011 in Abu Dhabi den Weltmeistertitel im Freestyle.
Andi zieht mittlerweile in seiner dritten Runde an mir vorbei und nimmt gekonnt ein „obstacle“, ein im Wasser aufgebautes Hindernis. Auch die anderen Tricks tragen tolle englische Namen: „rolls“ sind Drehungen mit dem Board, „grabs“ heißen die Tricks, bei denen man das Board greift. Zur Königsklasse zählt der „invert“, ein Sprung direkt aus dem Wasser, bei dem das Brett sich über dem Kopf befindet. Davon bin ich weit entfernt. Auch mein zweiter und dritter Start enden ziemlich schnell mit einer Bauchlandung im Wasser. Damit ich wenigstens ein kleines Erfolgserlebnis verbuchen kann, drehen Andi und ich zum Abschluss gemeinsam eine Runde auf dem Kneeboard. Wie der Name sagt, sitzt man bei dieser Wake-Art mit den Knien auf einem Brett und lässt sich übers Wasser ziehen. Das Board selbst ist robuster und nicht so anfällig für Fehler beim Halten der Balance. Mit dem Fahrtwind im Gesicht und der leichten Gischt an den Beinen bekommt man schnell Lust auf mehr.
Für’s Erste allerdings hat mich der Tag geschafft. Erschöpft sitze ich im Auto Richtung Berlin, schon jetzt mit einem leichten Muskelkater an Stellen, von denen ich nicht wusste, dass ich dort überhaupt Muskeln habe. Zwei Wochen später verbringe ich erneut einen Nachmittag auf der Anlage. Dieses Mal schaffe ich es sogar, ein paar Sekunden auf dem Brett stehen zu bleiben. Auch an der Uferseite ist man begeistert. Nun hat mich das Wakeboard-Fieber endgültig gepackt. Ich komme wieder.
Die Wakeboardanlage Großbeeren liegt eine halbe Autostunde südlich von Berlin. Spezielle Einsteigerkurse werden während der gesamten Saison angeboten. Infos unter www.wassersport-grossbeeren.de