Die berühmteste und geheimnisvollste Frau der Kunstgeschichte hält ein grobschlächtiges Küchenwerkzeug in der Hand: Mit der Mona-Lisa-Strichzeichnung macht der italienische Künstler Francesco d’Isa auf sein neues Projekt „Sliced Art“ – Kunst in Scheiben – aufmerksam. Für das Projekt hat er sein bisher nur digital existierendes Kunstwerk „Europa“ in 900 Einheiten aufgeteilt, die er online zum Verkauf stellt.
Francesco d’Isa will sein großes Bild „Europa“ vom Cyberspace sichtbar in die Realität umsetzen. Aber sowas kostet Geld – zuviel für einen prekär lebenden Künstler. Francescos Idee: Er zerstückelt sein Bild. Auf diese Weise wird es für jeden erschwinglich: 9 Euro kostet jede Einheit, die zehn mal zehn Zentimeter groß ist. Der Käufer bekommt neben dem gedruckten Einzelstück einen Werbeplatz dahinter. Inspiration für diese Idee ist Alex Tews „Million Dollar Homepage“. Der Engländer verkaufte eine Million Pixel Werbefläche und finanzierte sich so sein Studium.
Der Kunstkauf ist mit wenigen Klicks erledigt, wenn man sich nicht in den Details von „Europa“ verliert. Doch genau das lohnt sich! Dort entdeckt man plötzlich winkende Nackte, Beethoven, der seine unsterbliche Geliebte beschwört und den Fernsehturm auf dem Frankfurter Tor. Natürlich ist das Ganze mehr als die Summe seiner Teile. Das Ganze ist für Francesco „wie ein Porträt von Europa“, der schönen Königstochter aus der griechischen Mythologie, die von Zeus entführt wurde, und dem heutigen, krisengeschüttelten Europa. Im Zentrum des Bildes steht denn auch eine nackte Schönheit. Ihre Teile haben schon viele Abnehmer gefunden.
200 der 900 Einheiten hat d’Isa schon an Künstler, Kunstliebhaber, Magazine und Freunde verkauft. Für den Druck des insgesamt sechs mal sechs Meter großen Kunstwerks reicht das jedoch nicht. Deshalb plant Francesco d’Isa demnächst eine Ausstellung des Gesamtkunstwerks – in einer kleineren Variante. Das große Original soll später möglichst an einem der Turmhochhäuser des Frankfurter Tors hängen, für d’Isa ein Tor Europas. Online ist es bereits jetzt schon Wirklichkeit.
Das Kunstwerk und seine Teile kann man unter http://www.slicedart.org betrachten. Auf dieser Seite erfährt man auch mehr über Francesco d’Isa.
Unser Audio-Beitrag zum Nachhören:
http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-sliced-art