Der „World Press Photo Award“ ist der größte und angesehenste Wettbewerb für Fotojournalismus weltweit. Die niederländische Non-Profit-Organisation „World Press Photo“ wählt jedes Jahr aus über 100.000 Einsendungen weniger als 200 Fotos aus, die dann in einer Wanderausstellung gezeigt werden. Noch bis zum 1. Juli ist die Ausstellung, die in diesem Jahr 158 Aufnahmen umfasst, im Berliner Willy-Brandt-Haus zu sehen. Es gibt verschiedene, zumeist nachrichtenrelevante Kategorien, in denen jeweils ein Gewinnerfoto gekürt wird. Doch auch in Rubriken wie „Alltagsleben“, „Natur“ oder „Portraits“ werden Fotografien ausgezeichnet. Der Hauptpreis, das „Pressefoto des Jahres“, ist mit 10.000 Euro dotiert.
Die Themen sind auch in diesem Jahr vielfältig, die Aufnahmen zeugen von genau beobachteten Momenten. Sie wirken dabei keinesfalls wie ein fotografischer Jahresrückblick, sondern geben Einblicke in eine Welt abseits der Nachrichten-Bilder, da sie nicht nur populäre, sondern unbekannte Menschen zeigen. Auf dem diesjährigen Gewinnerbild des Spaniers Samuel Aranda sieht man eine verschleierte Frau aus dem Jemen, die einen Verwandten im Arm hält, der im Zuge der Proteste gegen Regierungschef Saleh verwundet wurde. Auch viele andere Fotos dokumentieren die „Arabische Revolution“: Ob Demonstranten im Getummel des Tahrir-Platzes in Kairo, ob Steine sammelnde Frauen am Straßenrand, ob panisch vor einem Flak-Geschütz fliehende Widerstandskämpfer in Lybien – der „World Press Photo Award“ gibt der unbekannten Masse aus den Nachrichten ein Gesicht.
Eine weitere Bilderreihe konzentriert sich auf Verbrechen an Tieren. Gezeigt wird die illegale Jagd auf Nashörner und Haie und wie Hörner und Flossen zu den Hauptabnehmern kommen – der neureichen chinesischen Mittelschicht.
Die stilistischen Unterschiede zwischen den Fotografien sind groß. Bei vielen Bildern, die Nachrichten behandeln, sind die Fotos technisch etwas konventioneller geraten. Oft ist das von Vorteil, da gerade bei solchen Bildern die Motiv-Wahl nicht selten für sich spricht. Im Gegensatz dazu gibt es aber auch Bilder von Sportereignissen, die experimenteller und künstlerischer daher kommen. So wurden die Teilnehmer des „Iron Man“ unter Wasser beim Schwimmen durch einen Fischschwarm abgelichtet. Ein anderes Foto, aufgenommen in Schwarz-Weiß, trennt die Silhouetten der olympischen Turmspringer klar vom hellen Hintergrund.
Und dann gibt es Fotografien, die Geschichten erzählen, die man nicht aus der Presse kennt. So kann man in der Kategorie „Alltagsleben“ die Vorbereitungen auf die größte afrikanische Modenschau in Dakar sehen, im Zuge derer die in traditionellen Gewändern gekleideten Schneider den modern gekleideten Models „den letzten Schliff verpassen“. Ein anderes Foto zeigt die letzte kasachische Schamanin beim Ausführen eines spirituellen Rituals, in denen Menschen mit Schafsblut begossen werden.
Ob Momentaufnahmen oder Alltagsgeschichten: der „World Press Photo Award“ erreicht sein Ziel, „das Weltverständnis durch qualitativen Fotojournalismus zu erhöhen“.
Willy-Brandt-Haus, Wilhelmstraße 140 / Stresemannstraße 28, Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Hallesches Tor, Möckernbrücke