Offiziell beginnt die Geschichte von Session Victim am Neujahrstag 2007, als sich Hauke Freer und Matthias Reiling in Hamburg spontan zu eben diesem Duo zusammenfinden. Allerdings ist ihre gemeinsame Geschichte schon bedeutend länger. Seit beinahe 20 Jahren sind die beiden befreundet. In ihrer Heimatstadt Lüneburg teilten sie unter anderem die Leidenschaft, ihre Zeit im Plattenladen zu verbringen, und veranstalteten mit weiteren Freunden Partys, auf denen sie ihre DJ-Fertigkeiten weiterentwickeln konnten.
Als sie Lüneburg im Jahr 2000 verließen, zog es Reiling nach Hamburg und Freer nach Berlin, die Freundschaft blieb bestehen und fand in Session Victim später ihren musikalischen Ausdruck. Aber auch unabhängig voneinander hinterließen beide ihre Spuren. So sticht Matthias mit einer Reihe von Produktionen auf Retreat und Giegling, u.a. mit den zwei Longplayern „Das Gespenst Von Altona“ und „Doppelgänger“ hervor. Hauke ist Mitbegründer des Berliner Labels Retreat, und machte sich auch als Produzent einen Namen, zum Beispiel mit seinem fantastischen Remix für Nicholas.
Als Session Victim bewegen sich die beiden sicher zwischen Genregrenzen und hatten bisher eine Reihe von Releases, unter anderem auf Retreat, Real Soon und Delusion Of Grandeur. Auf letzterem erscheint nun auch ihr erstes Album, was eigentlich die kompakte Version ihrer drei „The Haunted House Of House“-EPs ist. Die elf Tracks bewegen sich dabei zwischen House, Disco, Funk und Hip Hop, wobei man auch das nicht so genau nehmen sollte. Klar ist, dass Session Victim Meister des Samplings sind und das auf ihrem ersten Longplayer auch zeigen. Dabei erreichen ihre Tracks maximal 120 bpm, was zu einem angenehm entspannten Hören beiträgt.
Das Ganze fließt wunderbar dahin, ohne anzuecken. Es gibt keine ekstatischen Höhepunkte, was allerdings kein Nachteil ist. Denn ein Track wie „Dark Sienna“ hält auch so seine lässige Spannung und geht ganz locker in die Beine. Womit das Stück nicht allein ist – jeder Track des Albums ist vollgepackt mit kleinen Details und bleibt dabei bedingungslos leicht. Wie etwa „Good Intentions“, einer der „Sommerhits“ des letzten Jahres. Schrullig-fröhlich spielen Session Victim hier mit den Sampling-Zutaten ihrer Schatzkiste, so dass man die offensichtliche Freude an der Produktion auch hören kann. „Light Scent Of Decay“ hingegen ist ein gedämpfter balearischer Trip; der längste Track des Albums ist eine perfekte Begleitung für gewollte Halluzinationen, die er immer wieder zusammenzieht und dehnt, zusammenzieht und dehnt, einfach endlos und stets mit dem perfekten Timing. Beim letzten Track „Flying Visit“ findet sich vor allem Fleetwood Macs „Everywhere“ wieder. Das Resultat ist bittersüß und der perfekte Abschluss eines feinen Debutalbums.
„The Haunted House Of House“ ist ein wirklich gutes Album, das entspannter kaum sein könnte. Der Club könnte dafür sogar schon zu dunkel sein, zum Tanzen unter der freien Sonne eignen sich hingegen einige der Stücke. Es empfiehlt sich aber, das Album am Stück zu hören, da es so am besten funktioniert. Die Melodien sind nicht aufdringlich und aufgrund der Details ist ein mehrmaliges Hören nicht nur angenehm, sondern auch zu empfehlen. Hier haben wir ein tolles Sommeralbum, das zukünftige Erwartungen an Session Victim etwas höher schraubt.
Preview:
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Tracklist:
- Dark Sienna
- Zoinks
- Push Comes To Shove
- Alpine Glow
- The Haunted House
- Cow Palace
- Bison
- Good Intentions
- Light Scent Of decay
- F.I.N.E. Featuring Grand Agent
- Flying Visit