Verschrobene Clubmusik aus Kalifornien: 100% Silk

Was gibt’s eigentlich gerade an interessanter elektronischer Tanzmusik aus Kalifornien? BLN.FM stellt euch diese und nächste Woche zwei interessante US-Labels vor, die im Rahmen der von den CTM-Machern ins Leben gerufenen Veranstaltungsreihe „Polymorphism“ in Berlin weilten. Eines davon ist das Label 100% Silk, deren Label-Crew vier Wochen lang ausgiebig durch Europa und Russland tourte und Anfang Juni im Kater Holzig gastierte. Wir haben das Projekt mal unter die Lupe genommen!

100% Silk ist das persönliche Projekt von Amanda Brown (Foto), welches sie als Sublabel von Not Not Fun Records – ihres gemeinsam mit Partner Britt Brown betriebenen Labels – abzweigte. Während sich Not Not Fun, wie der Name vielleicht vermuten lässt, eher auf Noise, Drone und Psychedelia konzentriert, will 100% Silk auf die Tanzfläche locken. Dabei orientiert es sich jedoch an der außergewöhnlichen Klangästhetik seines Mutterlabels. Brown betont, dass sie straighter Disco-, House- oder Techno-Sound nicht besonders glücklich machen würde. Sie möchte eine persönliche Note, die das Licht nicht auf das Genre, sondern auf den Künstler werfen soll. Dies hat zur Folge, dass sich Künstler zwar immer an Discosounds orientieren, diese allerdings mit den vorzüglichsten Nuancen würzen – sei es Postnoise, Boogie, Weird-Pop oder Psychedelia – und dadurch zu etwas ganz Eigenem machen.

Veröffentlichungen von Künstlern wie Maria Minerva, Polysick oder Magic Touch machen deutlich, was das bedeutet, in dem sie auf unterschiedliche Abschnitte von Dancemusik verweisen, ohne wörtlich zu zitieren. So klingt es immer ein bisschen eigen, wenn etwa Minerva Synth-Pop, Polysick Dub oder Magic Touch House macht. Puristen und akribische Soundfrickler werden lange im Katalog stöbern müssen, um fündig zu werden. Für Soundanarchisten und Low-Fidelity-Fans hingegen dürfte jede Veröffentlichung etwas ganz Besonderes sein. So schafft es Ital – eines der vielen Projekte von Daniel Martin-McCormick (u.a. Mi AmiSex Worker) –, zwischen New Wave und Minimal Techno hin- und herzuschalten und dabei noch Raum für glitzernde Zwischentöne und Extravaganzen zu lassen – stets rotzig und raffiniert.

Amanda Brown selbst dürfte man vor allem von ihrem Lo-Fi-Pop-Projekt LA Vampires kennen. Ihren Sound wechselt sie dafür so oft, wie sie ihre Mitstreiter wechselt. Sei es mit Dark-Wave-Queen Zola Jesus oder Labelkollege Ital, sei es Acid Jazz, Witch Dub oder Rhythmic Noise. Ihr zweites Studioalbum „Freedom 2K“ – koproduziert von Octa Octa und dementsprechend housig – ist die jüngste 100%-Silk-Veröffentlichung.

Wer sich mit dem Soundkatalog von 100% Silk vertraut machen möchte, dem sei die vor kurzem erschienene Kompilation „The Silk Road„, auf dem nahezu alle Labelkünstler vertreten sind, ans Herz gelegt. Der perfekte Soundtrack zum Pre-Disco-Warm-Up. Nächste Woche stellen wir Euch das ähnlich originelle Label Hippos In Tanks vor!