Black Swan – Aeterna

„Der Sound auf diesem Album darf klanglich nicht modifiziert werden und muss unbedingt über Kopfhörer gehört werden – ohne Pause und bei höchster (erträglicher) Lautstärke.“ – Diese Gebrauchsanweisung fügt Black Swan seinem aktuellen Studioalbum Aeternabei, welche zugegebenermaßen zunächst etwas barsch anmutet. Wer möchte sich schon sagen lassen, wie er Musik zu „gebrauchen“ hat? Aber wer kann andererseits schon sagen, dass das, was wir hier hören, Musik ist?

Wer Black Swan ist, woher er kommt oder wie er aussieht, kann an dieser Stelle nicht ganz genau gesagt werden – und soll auch nicht von Interesse sein. Mit nicht einmal 300 Facebook-Likes gehört er sicherlich jenen Künstlern an, die sich im tiefsten Underground bewegen und kaum Bemühung zeigen, dieser Welt zu entschlüpfen.

Mit seinem Beinamen Drones for Bleeding Hearts („Drones für blutende Herzen“) sagt Black Swan fast alles, was zu seiner musikalischen Arbeit gesagt werden kann. Ob sein Album „Aeterna“ als Schlussatz einer liturgischen Totenmesse im Stile von Mozart und Verdi („Lux aeterna“) zu verstehen ist, ist ungewiss – vielleicht ist das Album ein kleines Stück zu homogen dafür. Klarer ist, dass die 14 Drones einen morbiden Eindruck hinterlassen und eine Sterbeszene mit Sicherheit adäquat zu vertonen wüssten. Den Namen „Aeterna“ führt Black Swan selbst auf die Ewigkeit (lat.: aeternum) von Geräuschen zurück. Das Dröhnen einer Klimaanlage beispielsweise kann auch 20 Jahre später ein emotionales Bild dieser Zeit reflektieren. Was hier also sterblich klingt, soll Unsterblichkeit bekunden – die Unsterblichkeit von Geräuschen, klanglichem Chaos, von Lärm und Gedröhne, welche von winzigen Feinheiten geschmückt werden; von einem Wind-Ensemble auf „Pavilion“ oder von gedrückten Choralgesängen auf „Variation, 618“.

Die Ewigkeit, die Black Swan hier vertont, geht eine Stunde lang. Doch niemand wird sagen können, dass er nach dem letzten, 23minütigen Track „Dying God (Suite)“, der zunehmend derber wird, an vielen Punkten die Grenze der Schmerzbarkeit überschreitet und schließlich Gott mit einem Totengebet verabschiedet, komplett mit diesem Album abgeschlossen hat. Ein Album, das weh tut und zugleich eine unersättliche Begierde erweckt.

Preview:

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Tracklist:

  1. A Lesson in Slow Fight
  2. Acheron I
  3. Kronos
  4. Solarheart
  5. Lamentine
  6. Swansong
  7. Acheron II
  8. Pavilion
  9. Aeterna
  10. Acheron III
  11. Variation, 618
  12. Acheron IV (Memoria)
  13. Solenelle
  14. Dying God (Suite)