Mittags wird noch nicht getanzt

Ralph Kröckel: Dancers / auf Lunch Beat
Ralph Kröckel: Dancers / auf Lunch Beat

Ein Dienstagmittag in Berlin-Prenzlauer Berg. Olli wartet vor dem Frannz Club auf einen Freund. Er hat vor einem halben Jahr von einer „Lunch Beat“-Party in Schweden gelesen. Nun will er seine Mittagspause ausnahmsweise auch einmal tanzend verbringen. Schlange stehen muss er dafür nicht. Die Gäste kommen nach und nach, doch der Club füllt sich auch bis zum Ende nicht. Es sind vor allem Freiberufler und Freunde von DJ Ola, die sich eingefunden haben. Nur wenige müssen nach einer Stunde zurück ins Büro.

Die Idee zur Party in der Mittagspause kommt aus Schweden. Jeder, der sich an das Manifest der Initiatorin Molly Ränge hält, darf eine „Lunch Beat“-Party organisieren. Dort ist festgehalten, dass Essen und Wasser im Eintritt inbegriffen sein müssen, Alkohol und Drogen sind dagegen nicht erwünscht. In Berlin hat sich DJ Ola, selbst Schwede, für die Idee begeistert und zunächst drei Termine angesetzt. „Dann machen wir eine Auswertung.“, sagt er. Beim ersten Mal kamen acht Besucher, beim zweiten Mal lag die Zahl der Tanzenden immerhin schon im zweistelligen Bereich. In Hamburg startete man vor einigen Wochen nach Angaben der dortigen Veranstalter mit 150, in München mit 100 Menschen. Ausgerechnet die Club-Hochburg Berlin hat Startschwierigkeiten!

Liegt es an der Lage? Die Straße zum Frannz Club ist mit Cafés gepflastert. Touristen und Kinderwagen schiebende Eltern prägen das Straßenbild. Großraumbüros gibt’s eher wenige und so muss die anvisierte Zielgruppe, Büroangestellte, die ihre Mittagspause anders als üblich gestalten wollen, längere Wege in Kauf nehmen. DJ Ola hat eine Weile nach einem geeigneten Ort gesucht, viele Clubinhaber winkten ab, bis der Frannz Club auf ihn zukam.

DJ Ola by Doreen Mildner
DJ Ola by Doreen Mildner

Oder liegt’s an der Musik? In der Pressemitteilung zum zweiten „Lunch Beat“ wird „modernster Electro & House“ versprochen, doch Remixe von „I’m a Believer“ von The Monkees oder Marianne Rosenbergs „Er gehört zu mir“ erinnern dann doch eher an ein Oldie-Party. Die Meinungen zu diesem Musikprogramm sind dann auch geteilt unter den Besuchern. Zwei junge Kanadier tanzen begeistert. Olli hingegen assoziiert eine Ü30-Party und hofft auf eine Indie-Version des „Lunch Beats“.

Oder ist fehlende Promo schuld? Über alle medialen Kanäle inklusive Facebook sei „Lunch Beat“ beworben worden, sagt Vanessa del Rae, eine Freundin von DJ Ola, die zu Beginn der Veranstaltung Fragen der Journalisten beantwortet. DJ Ola gibt selbst zu, dass er sich erst vor zwei Wochen, also kurz vor Beginn der ersten „Lunch Beat“-Party, bei Facebook angemeldet hat, um die „Generation Social Media“ zu erreichen. Immerhin war das Interesse der Medien groß, aber warum war die Party am Tag selbst nicht im Veranstaltungsteil Berliner Zeitungen angekündigt?

„Lunch Beat“ in Berlin, das war ein holpriger Start. Per Ola Jannhov hat die Parties mit viel Enthusiasmus und Energie organisiert. Die zwei Mitarbeiter, nach denen er jetzt auf der „Lunch Beat“-Seite sucht, hätte er aber vielleicht schon früher brauchen können. Blickt man auf die Entwicklung in Schweden, besteht aber auch für Berlin noch Hoffnung: Dort fing 2010 alles mit 14 Leuten an, heute tanzen Hunderte.

Der nächste Lunch Beat findet am 26. Juni 2012 von 12 bis 13 Uhr im Frannz Club, Schönhauser Allee 36, Berlin-Prenzlauer Berg, U-Bahn: Eberswalder Straße, statt. Eintritt: 10 Euro, inklusive Imbiss und Wasser.

Unser Audio-Beitrag zum Nachhören:

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-lunchbeat