„Diamonds are a girl’s best friend“ – ein seltsamer Zufall, dass Marina Diamandis alias Marina And The Diamonds neben Madonna und Marie Antoinette auch Marilyn Monroe als Inspirationsquelle für ihr zweites Album „Electra Heart“ angibt. Zwei Jahre nach dem erfolgreichen Debüt „The Family Jewels“ bringt die Waliserin nun den Nachfolger auf den Markt. Wer allerdings nach Nummern mit Indie-Charme wie „Seventeen“ aus dem Vorgänger lechzt, wird vielleicht etwas enttäuscht sein – Marina möchte offensichtlich ein größeres Stück vom Mainstream-Chartkuchen ergattern und springt auf den verheißungsvoll glänzenden Elektropop-Zug auf.
Die Vorab-Single „Primadonna“ ist das perfekte Beispiel für einen zeitgenössischen Mädchensong. Bass-Sythie-lastige Tanzparts, die ein bisschen an laue Sommerabende am Autoscooter erinnern, wechseln sich mit poppigem Soprangesang ab und schaffen es tatsächlich, den Körper zum Wippen zu bringen. Ebenso wie bei der Quasi-Ballade „Lies“ gibt es allerdings ein Problem: Katy Perry-Produzent Dr.Luke hat die beiden Tracks so glattgebügelt, dass sie nach Schema F klingen und Marinas nach wie vor grandiosen Stimme nicht im geringsten gerecht werden – die Stücke könnten genauso gut von einer der zahlreichen Castinshow-Hampelmänner-Frauen gesungen werden und würden nicht an Qualität verlieren.
Etwas anders sieht das Ganze beim Opener „Bubblegum Bitch“ aus. Es wird mit Punk-Pop-Elementen gespielt, Diamandis‘ Stimme wirkt rotziger, der Song klingt zumindest nicht komplett wie mit der Chart-Schablone gefertigt. Besonders positiv fällt jedoch „Homewrecker“ auf. Eine Up-tempo-Nummer im Lady Gaga-Style, die auf Anhieb zündet – gespickt mit Sprechparts, einem eingängigen Refrain und dramatischer Bridge ist sie definitiv das Highlight des Albums.
Auch „Teen Idle“ kann sich durchaus hören lassen. Der langsame Song präsentiert die Bandbreite der einzigartigen Stimme, hat Ecken und Kanten und trifft mit Zeilen wie „I wanna be a real fake“ den Zeitgeist à la Lana del Rey.
An und für sich ist es keine Schande, die Ambition zu haben, mit einem massentauglichen Album Erfolge einzufahren – Platz eins in den Albumcharts in Großbritannien, Schottland und Irland geben dem Konzept Recht. Was nicht dazu passt, ist das Drumherum. Kaum jemand wird von alleine bemerken, dass es Marina Diamandis auf „Electra Heart“ um vier Archetypen des Femininem, quasi die vier Charakterzüge der Electra Heart, geht oder dass das Album im Aufbau an einen 70er-Jahre-Americana-Film erinnert. Auch die teilweise genial anmutenden Texten gehen in dem Brimborium etwas unter. Wenn man diesen Konflikt zwischen Inhalt und Form, Ambitionen und Realität jedoch außen vor lässt, kann man kein böses Wort über das Werk der Waliserin verlieren. Sie hat ein gutes Electro-Disco-Pop-Album geschaffen, das hier und da ihre wirkliche Größe aufblitzen lässt und damit einen Funken Hoffnung schürt, dass für die Zukunft noch nicht alles verloren ist.
Preview:
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Tracklist:
- Bubblegum Bitch
- Primadonna
- Lies
- Homewrecker
- Starring Role
- The State of Dreaming
- Power & Control
- Living Dead
- Teen Idle
- Valley of the Dolls
- Hypocrates
- Fear and Loathing