Wir kennen ihn als den kasachischen Fernsehjournalisten “Borat” oder den homosexuellen TV-Moderator “Brüno”. Nun kehrt Sasha Baron Cohen als Aladeen, Alleinherrscher des afrikanischen Stattes Wadiya zurück.
In “Der Diktator“ prangert er vor allem die amerikanische Doppelmoral an. Denn in Amerika, dem Land der grenzenlosen Freiheit, das sich gerne als letzte demokratische Bastion gegen die Schergen dieser Welt stilisiert, wird im Endeffekt jede Abweichung vom Mainstream aufs schärfste verurteilt. Und mit dieser Tatsache konfrontiert Cohen seine Zuschauer reichlich. Wie schon in „Borat“ und „Brüno“ überschreitet er dabei jede Grenze der Political Correctness.
Zu den liebsten Zerstreuungen des Alleinherrschers Aladeen gehört das Töten von Juden auf der Nintendo Wii oder der bezahlte Sex mit einer seiner nächtlich wechselnden prominenten Bettsportgefährtinnen. Osama Bin Laden, dessen Doppelgänger die Amerikaner vor kurzem brutalst erschossen haben, wohnt bei ihm im Gästehaus.
Zu dumm nur, dass der General Admiral zu einem Pflichtbesuch nach New York, dem Geburtstort von AIDS und anderen unzüchtigen Ideologien, muss, um den Bau seines neuesten Prestigeobjekts, einer Atomwaffe, zu rechtfertigen. Dabei gerät er in einen Hinterhalt und wird entführt. Er schafft es jedoch, sich zu befreien und findet sich plötzlich alleine auf den Straßen von New York wieder. Dort nimmt die feministische Besitzerin eines Bio-Ladens sich seiner an.
Anders als in den vorangegangenen Streifen werden diesmal aber keine unschuldigen Passanten mit den überspitzen alter Egos Cohens konfrontiert. Es waren durchweg professionelle Schauspieler am Werk. Natürlich macht dies „Der Diktator“ vorhersehbarer und nimmt ihm, im Vergleich zu „Borat“, ein Stück weit das Originelle des Absurden. Ein bisschen weniger fingierte Schock-Doku, dafür ein bisschen mehr knallig buntes Hollywood, aber immer noch konstant absurd und bissig. Man hat den Eindruck, auch Cohen müsse sich dem Mainstream der amerikanischen Komödientradition ein Stück weit anpassen, denn seine jüngste Produktion ist definitiv massenkompatibler als seine Vorgänger.
(Text: Noura Anissa Mahdhaoui)
Der Diktator, Komödie, USA 2012 ab 17. Mai in allen Kinos