Feiern unter Denkmalschutz

Nicht nur an der Spree spielt die Musik, auch der Landwehrkanal rüstet für den Sommer auf. Im ehemaligen Biergarten „Heinz Minki“ entsteht einer neuer Club unter Regie der früheren Bar25-Crewmitglieder Danny Faber, Andreas Söcknick und Sese Coupé. In Zusammenarbeit mit Peter Multhaup und Olivier Putzbach (Ex-Tacheles) werkeln sie seit letztem Sommer an dem roten Backsteinhaus zwischen Schlesischem Tor und Club der Visionäre, um hier Ende Juni eine neue Partylocation mit Garten zu eröffnen.

Nach dem Aus der Bar25 war es für Danny, Sese und Andreas klar, dass sie gemeinsam einen neuen Laden betreiben wollten – und ziemlich schnell hatten sie es auf dieses bestimmte Haus abgesehen. Der historische Bau, die Lage fernab vom „Revaler Technostrich“, der Garten und die musiklastige Nachbarschaft waren der Gründe genug, für den Standort zu kämpfen. Doch die alten Steine bereiten auch Kopfschmerzen: Schwierig ist der ewige Spagat zwischen dem Wunsch, das in kleine Räume aufgeteilte Haus in einen Club umzuwandeln, und den Anforderungen des Denkmalschutzes, über die das Bauamt wacht. Immerhin, die Jungs haben einen Mietvertrag über zehn Jahre abgeschlossen und nutzen diese seltene Gelegenheit, alles ganz ordentlich legal zu machen.

Ihren Plänen zufolge wird die bislang noch namenlose Location so aussehen: Im Erdgeschoss gibt’s eine Bar, eine Tanzfläche mit Platz für bis zu 300 Menschen und die Garderobe. Die Mukke kommt aus der alten Anlage der Bar25, auch das weiße Pferd findet hier eine neue Heimat. Um das Booking kümmern sich vor allem Danny und Sese, die im Rahmen des Bar25-Labels europaweit auflegen und somit ein breites Netzwerk aufgebaut haben. Die Gestaltung des ersten Stocks ist noch offen, erstmal läuft da gar nichts. Von der Tanzfläche im Erdgeschoss kann man in den Garten laufen, in dem die Apfel- und Kirschbäume stehen bleiben. Hinzugefügt werden ein Plätscherteich und drei Holzhäuser, in denen jeweils noch eine Bar, ein zweites DJ-Pult und ein Essensstand geplant sind. Pure Sommeridylle eben.

Also ein kleines Revival der Bar? „Nein, es soll weder die neue Bar25, noch ein abgefuckter Garten mit Drogenleichen und den Bäumen werden“, stellt Sese klar. Das Publikum wünscht man sich eher ein bisschen älter und niveauvoller als zum Beispiel am Ostkreuz. Laut Andreas wird die Inneneinrichtung dem entsprechen: „keine Second-Hand Sofas, kein Pfeffi“. Damit fällt auch eine eventuelle Ähnlichkeit mit der wilden Renate weg. Sese geht noch weiter: „Wir sind aus gewissen Sachen rausgewachsen, wir wollen einfach ’ne schöne Location mit gutem Sound – Don’t bring glitter!“ Es solle, erklärt er, ein normaler Betrieb entstehen, weder mit durchgehenden exzessiven Öffnungszeiten, noch ein „Technoladen wo durchgeballert wird.“ Um einen echten Wandel herbeizuführen, ist allerdings die Hilfe von Experten nötig. Umgeben haben sich die neuen Betreiber also mit vielen, die schon beim Aufbau der Bar25 dabei waren und zum Beispiel durch Lichttechnik unglaubliche Nachterlebnisse herbeizauberten.

Die neue Lebensphase des Gebäudes steht also in den Startlöchern. Das 1859 erbaute ehemalige Zollhaus hat einen Frühjahrsputz auch echt nötig. In den 50er Jahren wurden die drei Stockwerke in Wohnungen umgebaut, zum Schluss wohnte noch ein altes Ehepaar unter dem Dach. Unten guckte man Fußball-WM oder schlürfte Coktails. Wo heute noch ein beeindruckender Baustellenbetrieb herrscht, stehen in ein paar Wochen die Berliner Nachtschwärmer wahrscheinlich Schlange, um das Tanzbein zu schwingen. Bis dahin wollen wir hoffen, dass die Betreiber sich auf einen Namen für dieses kleine, aber feine Häuschen einigen.