Die Kunst, Party zu machen

Yaneq. Foto: Party ArtyKunst und Party zusammen – ein seltenes Konzept. Klar, aus Vernissagen, Galerie-Eröffnungen und Ähnlichem werden oft Parties und vereinzelt versuchen auch Techno-Veranstalter ihren Besuchern Kultur zu bieten, aber die Regel ist das nicht in Berlin. Doch einer bietet konstant die Kombination aus Kunst und Feiern: Der als Autor, Schauspieler und Rapper bekannte Jan Kage alias Yaneq mit seiner Partyreihe „Party Arty – A Night of Vibes from different Tribes“. Das Konzept verbindet pro Party jeweils eine Ausstellung, eine Lesung, ein Livekonzert einer Band und drei bis fünf verschiedene DJs. Sie finden im dreimonatigem Abstand statt und werden derzeit vom Ritter Butzke beherbergt. Auf den Parties wird nicht nur eine große Vielfalt an Kunstformen geboten, auch innerhalb der verschiedenen Gattungen ist die Auswahl groß. So findet man auf den Ausstellungen renommierte Straßenkünstler neben noch unbekannten Kunsthochschulabgängern, bei den Konzerten treten ebenso Indiebands wie Balalaikaorchester auf, die Lesungen bieten alles von Poetry-Slammern bis zu Lyrikern, und bei den DJs darf man nicht nur Techno sondern auch HipHop-Beats erwarten. Die Künstler kommen aus aller Welt und werden von Veranstalter Yaneq ausgewählt. Denn: „Kunst ist keine Demokratie! Kunst ist eine Diktatur und Yaneqs Geschmack ist ihr Diktator“, wie auf der Party-Arty-Homepage nachzulesen ist.

Party Arty. Foto: Party Arty

Angefangen hat alles im Mai 2003 im Friedrichshainer „Lovelite“. Nach einigen Locationwechseln, einem Open-Air „PartyArty“ im Badeschiff und einer großen Streetart-Ausstellung in der alten SED-Parteihochschule landete die Veranstaltungsreihe 2010 im Ritter Butzke. Das in diesem Monat anstehende 9-jährige Jubiläum wird übrigens nicht nur mit einer PartyArty gefeiert, sondern auch mit einer Retrospektive vieler der Künstler, die die letzten Jahre auf Yaneqs Parties ausgestellt wurden. Im Kunsthaus Bethanien findet seit dem 27.4. bis zum 17.6. „reKOLLEKT – A Retrospective of Perspectives from Selected Eclected“ statt. Dort werden nicht nur die „PartyArty“-Teilnehmer gezeigt, sondern wird auch ein Versuch unter dem Motto „Kunst im Leben – Leben in Kunst“ unternommen: Yaneq und die Videokünstlerin Anina Brisolla werden für die Dauer der Ausstellung in den Ausstellungsräumen wohnen und von dort aus arbeiten. Yaneq vereint eben nicht nur bildende Künste, Literatur und Musik, sondern auch sein Leben mit der Kunst. Großartig, dass trotz der vielen Projekte (die Radio Arty Show läuft bei Flux.fm) noch Sinn für Ironie bleibt. Diese ist schon im Namen verankert: Arty steht für pseudokünstlerisch oder auch umgangssprachlich für affig.

„reKOLLEKT. A Retrospective of Perspectives from Selected Eclected – 9 Jahre PARTY ARTY: Kunst im Leben – Leben in Kunst“, Ausstellung mit Begleitprogramm, bis zum 17.6 täglich von 12 -19 Uhr im Kunstraum Kreuzberg Bethanien, Mariannenplatz 2, Berlin-Kreuzberg, U8/U7 bis U Kottbusser Tor oder M29 bis Heinrichplatz, Eintritt frei

Party Arty vol.38 mit The Berlin Tekkno Orkestra feat. Warren Suicide, T.Raumschmiere, Andrew Unruh, The Berlin String Theory, Yaneq, Robosonic, Mutfak DRT, DJ Gaucho – 16.5. ab 23:00 Uhr, Ritter Butzke, Ritterstraße 24 (Ecke Lobeckstraße), Berlin-Kreuzberg, U-Bahn: Moritzplatz