Der Erfinder des Buchdrucks, Johannes Gutenberg, wurde zur wichtigsten Person des letzten Jahrtausends gewählt – schließlich hat der Buchdruck zweifelsohne die mittelalterliche Welt revolutioniert. Eine kleine Revolution der Gegenwart könnte die Erfindung des E-Books sein, die dem Medium des Buches eine neue Perspektive hinzugefügt hat. Mit steigender Verbreitung dieser elektronischen Variante von Büchern kommen auch auf alte Institutionen wie Bibliotheken neue Herausforderungen zu. Der Verbund der Öffentlichen Bibliotheken Berlins hat derzeit schon fast 10.000 Titel als E-Books im Bestand, die ab sofort auch ganz bequem mit Apps für’s iPad oder für Android abgerufen werden können.
Literatur muss aber auch heutzutage nicht zwangsweise auf dem neuesten elektronischen Spielzeug konsumiert werden. Literatur kann man auch live erleben – und genau dafür gibt es die Lange Buchnacht in der Oranienstraße, die im letzten Jahr trotz wetterbedingt schwankender Zahlen etwa 15.000 Besucher hatte, so Pressesprecher Golo Kohl. An insgesamt 49 Veranstaltungsorten weden auch in diesem Jahr wieder verschiedenste Spielarten der Literatur präsentiert – und zwar in der Nacht von Samstag, dem 12. Mai, auf den Folgetag. Beginn ist bereits um 14 Uhr mit einem Programm, das eher familienfreundlich ist und sich vor allem um Kinder kümmert. Am späten Nachmittag und Abend kommen aber auch die Erwachsenen auf ihre Kosten.
Die Theoretiker sollten auf jeden Fall um 17 Uhr in die Denkerei gehen, denn dort werden Audiomitschnitte und Texte des berühmten Medienphilosophen Vilém Flusser diskutiert, auch unter Beteiligung seiner ehemaligen wissenschaftlichen Hilfskräfte. Spannung verspricht auch die Lesung von Mathias Gatza, um 20 Uhr im Max und Moritz. Gatza liest aus seinem Roman „Der Augentäuscher“ vor, in dem ein altes Foto aus dem 17. Jahrhundert gefunden wird, was natürlich irritiert, da die Fotografie eigentlich erst Jahrhunderte später erfunden wird. Nicht ganz so mysteriös geht es bei der Lesedüne zu, die natürlich als Berliner Institution nicht fehlen darf. Im NGBK um 20:30 Uhr referieren Sebastian Lehmann, Maik Martschinkowsky und Kolja Reichert mit gewohnt stark humoristischem Einschlag „Über Wachen und Schlafen“.
Neben Gesprächsrunden und Lesungen werden bei der Buchnacht auch Workshops wie „Self-Publishing – in wenigen Schritten zum eigenen Buch oder eBook“ angeboten. Am Ende des Tages gibt es dann zum Abschluss eine Party im SO36. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist kostenlos. Mehr Infos finden sich auf der offiziellen Homepage der Langen Buchnacht.
14. Lange Buchnacht in der Oranienstrasse, am 12. Mai ab 14 Uhr in der Oranienstraße in Berlin-Kreuzberg. U-Bahn: Görlitzer Bahnhof/Kottbusser Tor/Moritzplatz.