Dass Simian Mobile Disco in ihrem stets prall gefüllten Tourkalender noch Zeit zum Produzieren eines vierten Albums gefunden haben, ist kaum zu glauben, doch jetzt erscheint pünktlich zu Beginn der Festivalsaison „Unpatterns“ auf Wichita Recordings. Es sei eine Art Clubmusik „der frühen Morgenstunden“, sagt Jas, und selbstverständlich wollen die Beiden nun mit neuem Material die Open Airs rocken. BLN.FM traf sich mit Jas Shaw und James Ford auf einen Plausch über „Unpatterns“ (BLN.FM-Review zum Album hier).
Eines lässt sich beim ersten Hören schonmal vorweg sagen: Das vierte Album des britischen Duos ist weitaus technolastiger und düsterer, als alles andere zuvor Produzierte. Nach dem Durchburch 2007 mit der LP „Attack Decay Sustain Release“ schwammen Jas und James danach auf einer sich fast überschlagenden Erfolgswelle mit der poppigen LP „Temporary Pleasure“, was sie selbst gar nicht so berauschend fanden, wie sie im Interview sagen. Aber wie Künstler nunmal so sind, auch ein mit hochkarätigen Gastsängern wie der Gossip-Frontfrau Beth Ditto oder Alexis „Hot Chip“ Taylor gespicktes Werk wie „Temporary Pleasure“ würden sie so nicht mehr machen. Bei „Unpatterns“ sollte es auf keinen Fall nochmal geschehen, dass die eingeladenen Künstler mehr Aufmerksamkeit bekommen, als die Musik selbst, was laut James bei „Temporary Pleasure“ geschehen ist. Für Jas ist eine bekannte Stimme gar eine ungewollte Ablenkung von der musikalischen Leistung. Aber komplett wollten sie die tiefen Klänge auf „Unpatterns“ dann doch nicht vom Gesang lösen, wie die erste Single „Seraphim“, oder auch der Track „Put Your Hands Together“ beweisen.
Jetzt wirken sie zufriedener mit ihrem Stil und der anfängliche Erfolgsdruck ist verschwunden. Das mag auch daran liegen, dass sie dieses Mal in der Produktionsphase ihre jeweiligen Soloprojekte erstmal auf Eis gelegt haben, um mehr Zeit gemeinsam im Studio zu verbringen: „Wenn man vieles auf einmal macht, ist es zwar interessant, aber es besteht immer das Risiko alles nur teilweise zu verwirklichen“, sagt James dazu. Schon auf dem Fahrrad überlegt Jas, ob sie heute im Studio etwas zustande kriegen: „part excitment, part terror“, nennt er das und beschreibt diese Phase für sich als den ultimativen Kick als Musiker.
Dem Remixen ihrer Tracks stehen sie kritisch gegenüber. Jas bringt es auf den Punkt: „Ein guter Remix ergibt sich, wenn jemand objektiv das Beste aus einem Track holt. Üblicherweise werden ein paar Töne geändert und sonst passiert nichts.“ Sie möchten daher keine x-beliebigen Remixe ihrer Tracks in allen möglichen Varianten, ein oder zwei sollten reichen. Scharf sind sie eher darauf, dass Leute ihren musikalischen Wandel registrieren und nachvollziehen können. Der über die Jahre angewachsene Erfolg gibt Simian Mobile Disco jedenfalls Bestätigung in ihrem Tun. Da kann man ihnen nur wünschen, dass die gelungene „Unpatterns“ ebenso einschlägt!
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