Keine neue Bar 25, aber ein Zuhause.

„Eine alternative Bespielung des Spreeufers, ein erwachseneres Kulturdorf.“ So eröffnete am 27. April Christoph Klenzendorf, ehemals Mitbetreiber der Bar 25, die Vorstellungsrunde für das neue Projekt seines Teams. Auf dem Gelände, das derzeit noch der Berliner Stadtreinigung BSR gehört und bis vor 2 Jahren in Teilen von der Bar 25 genutzt wurde, soll das „Holzmarkt-Dorf“ entstehen. Die Vision der Bar 25-Macher: Keine neuen Mediaspree-Bürogebäude an diesem Teil des Spreeufers! Doch Jammern bringt bekanntlich nicht viel, selbst ist die Bar!

Seit drei Jahren arbeiten Klenzendorf und sein Partner Juval Dieziger nach eigenen Angaben an dem Konzept. In ihrem Dorf planen sie bis zu 100 „bezahlbare“ Wohnungen. Dazu kommen 20 bis 30 Einheiten, die als Künstlerateliers und Läden genutzt werden können. Am Ufer soll ein Park namens „Möhrchengarten“ entstehen, außerdem soll es ein Restaurant, ein Hotel und natürlich einen Club geben. Denn obwohl sich Christoph Klenzendorf und Team von dem „hedonistischen Entertainmentcenter“ Bar 25 verabschiedet haben, so bleiben Veranstaltungen doch ihr Steckenpferd.

Dieziger findet, die Umgebung um das Gelände an der Holzmarktstrasse sei quasi tot. Deshalb sieht das Konzept ein Marktplatz für den Kiez vor, der nicht nur ein Treffpunkt für das Partypublikum sein soll. Auch ein „Kidsclub“ (neudeutsch für Kita), der 24 Stunden am Tag geöffnet wäre, ist angedacht. Das Ganze soll von den Einnahmen der Läden und serviceorientierter Einrichtungen bezahlt werden. Klar brauchen sie eine ökonomische Balance, sagt auch Dieziger und das geht für ihn folgendermaßen: „Wir machen Kultur und fördern sie mit Gastronomie.“

Bei der praktischen Umsetzung sieht es zur Zeit so aus: die Genossenschaft Kater Holzig reicht zum 31. Mai 2012 ihr Gebot für das Gelände ein. Die Genossenschaft besteht aus dem Kater Holzig und 15 bis 20 weiteren Investoren. Einer von ihnen, der Hotelier Michael Zehden (12 Hotels in Ostdeutschland), findet es „genau das Richtige“ und finanziell stemmbar. Das Projekt unterstützt auch Jochen Sandig, Betreiber des benachbarten Radialsystems. Die Stadt wolle das Gelände an den Meistbietenden vergeben, sagt er. Dabei soll berücksichtigt werden, dass das Holzmarkt-Dorf außer dem finanziellen auch ein immaterielles Angebot für Berlin macht: das Spreeufer wird nicht auf eine Bürolandschaft reduziert.

Bedingte Mauer um den „Möhrchengarten“

Ein offener Uferpark für alle? Bio- und Weinladen um die Ecke? Wo bleibt die berühmte harte Tür? „Wir wollen alle ansprechen. Es wird eine bedingte Mauer geben“, sagt Klenzendorf. Die berüchtigte Türsteherin Steffi-Lotta hat mittlerweile auch weniger „Bock auf Party“: „Wir wollen auch mal was anderes machen“. Dabei geht es den Beteiligten nicht mehr um eine Lösung auf ein paar Jahre. Bereits im nächsten Jahr endet der Vertrag über die Zwischennutzung der Michaelkirchstraße 22, wo sich das Kater Holzig befindet. Bis dahin wollen Christoph Klenzendorf und Geschäftspartner den Zuschlag für das neue, alte Gelände bekommen und genug Investoren für ihr Projekt aufgetrieben haben.

Wer hinter dem Projekt eine freie Kommune à la Christiania wie in Kopenhagen vermutet, liegt falsch. Das Holzmarkt-Dorf soll an den Erfolg der Bar 25 anknüpfen und den Machern auch Gewinne einbringen. Das Publikum, das angesprochen werden soll, ist das, welches auch an der Tür des Kater Holzig vorbeikommt. Das Holzmarkt-Dorf ist also keineswegs ein “Jedermann”-Projekt, aber dennoch ein spannendes Konzept, dessen optimistische Anziehungskraft sich zweifellos aus der fröhlichen Bar 25-Anarchie speist. Auf jeden Fall eine Chance dafür, dass das bunte Leben entlang der Spree erhalten bleibt.