Wie am Schnürchen

Da ist er wieder, der viel besungene “Summer of ’69” – wir reisen ein paar Jahrzehnte zurück in eine Zeit, die es nur noch in goldenen Erinnerungen gibt. Doch zum Glück handelt es sich bei dem Film „The Invisible String„, der beim diesjährigen achtung berlin-Festival läuft, nicht um den x-ten Bryan-Adams-Konzertmitschnitt, sondern um eine Dokumentation über den Freizeitsport Frisbee, von dessen Entstehung in den 1930er Jahren bis zu seiner Hochzeit Anfang der 1970er.

The Invisible String - Dismania

Wir erfahren, dass die Frisbee ihren Ursprung als Tortenuntersetzer des „Frisbie’s Pie“ hat, dem populären Produkt eines Kuchenlieferanten aus den USA. Dessen Fahrer verbrachten vor 80 Jahren ihre Pausen damit, sich die runden Aluteller, auf denen der Kuchen ausgeliefert wurde, zuzuwerfen. Ein findiger Geschäftsmann wurde auf diesen simplen Sport aufmerksam und vermarktete die Idee als „unsichtbaren Faden“, entlang dessen sich die Metallplatte bewegte. Das „UFO“, wie man das runde, flache Sportgerät auch nannte, wurde zum Kassenschlager.

Mit der Zeit entwickelte sich eine einfallsreiche Community, die verschiedene Spielvarianten rund um die Frisbee entwickelte – wie etwa „Disc Golf“, bei dem man ähnlich dem echten Golf bemüht ist, die Frisbee mit möglichst wenig Würfen einzulochen. Oder aber Mannschaftssportarten wie „Ultimate Frisbee“ und die skurille und an „Jackass“ erinnernde Variante „Guts“, bei dem sich zwei Teams gegenüber stehen und versuchen, dem Gegner die runde Scheibe so hart und schnell wie möglich entgegenzuschleudern – fängt man die Frisbee nicht, kann’s schon mal schmerzhaft werden.

Insgesamt ist „The Invisible String“ eine spannende Doku, die interessante Einblicke in die Welt des Frisbeesports gibt. Leider konzentriert sich der Film dabei sehr auf die Vergangenheit, aktuelle Entwicklungen werden kaum beleuchtet. Mit 92 Minuten Spieldauer wirkt er zudem in die Länge gezogen; in mehreren Interviews kommen Stars der Frisbee-Szene der 1970er zu Wort, erzählen aber immer wieder die gleichen „ollen Kamellen“. Wenn wiederholt von den „guten alten Zeiten“ und dem „unvergleichlichen Spaß von damals“ berichtet wird, könnte man glatt meinen, doch in Bryan Adams‘ Tourbus zu sitzen. Alles in allem ist es trotzdem ein lohnender Film, der Vorfreude auf den Sommer macht und dazu anregt, im Tiergarten selbst mal wieder Frisbee zu spielen.

„The Invisible String“, Deutschland 2012, Dokumentation, 92 Min.

Zu sehen beim achtung berlin Filmfestival am 24.04. um 19.15 Uhr im Filmtheater am Friedrichshain, Bötzowstraße 1-5 in Berlin-Friedrichshain, Tram: Am Friedrichshain.