Soul Clap reden sich’s von der Seele

Anlässlich des Erscheinens ihres Albums „E-Funk“ im April sprachen wir mit Eli Goldstein und Charles Levine über ihr Projekt Soulclap. Ihr grell-buntes und kostümiertes Auftreten auf der Verpackung wirft zusammen mit dem eklektischen Inhalt einige Fragen nach Stilverwandschaften auf. Bisher sorgten sie mit Edits alter Funk- und Soulklassiker für Furore bei der DJ-Gemeinde. Mit ihren eigenen Produktionen haben Soul Clap stets das Erbe von vor allem schwarzen amerikanischen Künstlern verwaltet, das sie mit allen möglichen Genres der elektronischen Musik mixten. Eine Art Liebeserklärung zu George Clintons P-Funk, eine discoide, auch leicht psychedelische Form des Funks der Siebziger, machen Soulclap ja bereits mit dem Albumtitel. Bei einem kleinen Plausch verrieten Goldstein und Levine ihre Absichten hinter dem Auftreten und ihre Ansichten zur Lage der schwarzen Musik in den Vereinigten Staaten heutzutage.

Das mit der Vorliebe für P-Funk, Soul und Funk im Allgemeinen rührt noch aus vergangenen Zeiten her und geht bis ins Ferienlager von Larry Goldstein zurück. Als er 12 Jahre alt war verkleidete er sich seinerzeit als George Clinton, den großen Zampano hinter den beiden Bands Parliament und Funkadelic. Mit anderen Campbesuchern gründete er sogleich eine P-Funk Coverband. Das Zurückblicken betrachten Soul Clap daher als wichtiger Bestandteil beim musikalischen Gestalten der Zukunft. Retro-Bezüge finden dabei auch in einigen Edits alter Soul- und Funk-Klassiker, mit denen die beiden bekannt geworden sind. Als DJs wollen sie die Leute mit „erlesenem Geschmack“ unterhalten, und sie sogar auch erziehen.

Dem neuen schwarzen Sound können die selbst erklärten Funk- und Soulbrothers allerdings nicht viel abgewinnen. Viel mehr scheint der amerikanische Popmarkt zwar elektronische Musik mit R’n’B-Einschlag nach 30 Jahren anerkannt zu haben: aber nicht als Dancemusic, die eher dem House und Techno entstammt. Viel mehr erscheint der heutige Einheitsbrei der amerikanischen Charts entweder dem Studio von David Guetta oder Black Eyed Peas entsprungen zu sein und läuft schlicht unter dem Begriff „Pop“, berichten die Beiden.

Wie passt dieser antikommerzielle Anstrich solcher Aussagen mit der eigenen Darstellung als virales Unternehmen zusammen? Der Webseite von Soul Clap folgend würden sie auch auf Firmenevents spielen. Das ist vorbei, bestätigen sie im BLN.FM-Interview. Als Soulclap meiden sie Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und Einkaufszentren mittlerweile: „Tja, wir waren ne Zeit lang pleite, aber das ist nun mal der Unterschied, ob Du Kunst machst oder Kunst um bezahlt zu werden. Wenn Du Musik spielst, an die Du nicht glaubst, nur um den Scheck am Ende zu kassieren, ist das Ausverkauf. Also haben wir damit aufgehört.“ Zeit also, die Website mal wieder zu aktualisieren. Dazu werden die beiden quirligen Zeitgenossen nicht kommen, denn die Platte „E-Funk“ schreit nach Auftritten und Live-Umsetzung.

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/20120413-im-fokus-soulclap

(Text: Markus Scholl)