Frisch aus dem Müll

Viel Essbares landet im Müll

Angesichts der traurigen Tatsache, dass überall auf der Welt immer noch Menschen hungern müssen, wirkt die verantwortungslose Verschwendung von Essen in den reichen Industrienationen fast schon kriminell. Jeder zweite Kopfsalat, jede zweite Kartoffel landet auf dem Müll, nur jedes fünfte Brot wird gegessen. Der Dokumentarfilm „Taste the Waste“ geht diesen Misständen auf den Grund. Dabei weist er nicht nur auf die systematische Verschwendung von Nahrungsmitteln hin, sondern untersucht auch deren Ursachen und zeigt Alternativen auf.

Doch woher kommt die Verschwendung überhaupt? Zum einen ist da natürlich der Vebraucher: Äpfel mit Druckstellen werden nicht gekauft und Bohnen müssen schön knackig sein. Und obwohl man soviel Wert auf Frische legt, die mit Qualität gleichgesetzt wird, muss natürlich auch der Preis stimmen. Deshalb kommt vieles nicht mehr aus der Region. Da werden Bohnen schon mal aus Kenia eingeschifft, nur um dann direkt im Müll zu landen. Dazu kommt, dass viele Verbraucher weniger nach Bedarf einkaufen als nach Lust und Laune und den aktuellen Sonderangeboten. Man ist schließlich Konsument. Für viele wird der Kühlschrank so zum Vorhof des Mülleimers.

Gärtnern in New York

Aber die Verschwendung hat ihre Wurzeln nicht nur beim Konsumenten. Sie ist auch das Ergebnis irrsinniger politischer Regularien – wir erinnern uns an die berühmt-berüchtigte Gurkenverordnung – und außerdem Charakteristikum industrieller Nahrungsmittelproduktion, in der vom ersten bis zum letzten Produktionsschritt großzügig überproduziert und anschließend aussortiert wird. In den Mülltonnen der Supermärkte findet sich so viel brauchbares Essen, dass so genannte Mülltaucher sich durch „containern“ ernähren können und nur noch für Speiseöl oder Babywindeln zur Kasse gehen.

Kleine Kartoffeln werden aussoriertDoch nicht nur das: Hinzu kommt noch die Frage, wohin man mit dem ganzen überflüssigen Essen soll. Wir verheizen es beispielsweise in Biogasanlagen. Ein Bäcker erzählt im Film, dass er seine überrschüssigen Brote im Ofen verbrennt, um Heizkosten zu sparen. Dazu kommt noch, dass diese Verschwendung die Welmarktpreise für Grundnahrungsmittel in die Höhe treibt, sodass immer weniger arme Menschen auf der Welt sich genug zu Essen leisten können. Einzig die jüngste Diskussion um das Haltbarkeitsdatum zeigt, dass sich auch vielleicht auch im öffentlichen Bewusstsein von Wohlstandsländern etwas ändern könnte.

Für Autor und Regisseur Valentin Thurn ist das Thema „Wegwerfgesellschaft“ mit seinem Film jedoch noch längst nicht gegessen. Nach „Taste the Waste“ schrieb er gemeinsam mit Stefan Kreutzberger das Buch „Die Essensvernichter – Warum die Hälfte aller Lebensmittel im Müll landet und wer dafür verantwortlich ist“.

„Taste the Waste“, Dokumentarfilm, Österreich, Frankreich, Japan 2011, 88 Minuten, seit 20.04. auf DVD.