Blaktronics – Ready Set Blow

Blaktronics - Ready Set Blow - Cover„It´s a black thing“. Wie schon der Name Blaktroniks vermuten lässt, definiert sich die Gruppe ganz selbstverständlich über ihre afroamerikanische Identität und möchte auch so verstanden werden. Ed Dee Pee gründete Blaktroniks 1997 zusammen mit X-Ray und macht seitdem mit verschiedenen Gastmusikern und Produzenten Platten, die sich zwischen progressivem Hip-Hop, Deep-House und D´n B und mechanisiertem Soul bewegen.

Der Albumtitel und das Cover lassen auch schon vermuten, wohin die Reise thematisch geht. Die gesellschaftlichen Verhältnisse sind nur schwer zu ertragen und natürlich von der Wirtschaftsmaschinerie abhängig. Diese ist überhitzt und trudelt krisenbehaftet durch die Zeit, doch niemand hat den Mut, den Autopiloten auszustellen. „Ready Set Blow“ ist insofern ein verbaler Sprengsatz, zur Zündung bereit, zur machtvollen Unterbrechung des ewigen Laufs. Blaktroniks holen tief aus, mit smarten Rhymes und Lyrics über mechanisierte Identitäten, schwarzes Bewusstsein und weißes Unbewusstsein wie auch über die graue Macht der Masse. Warum die Macht eigantlich die Masse hat, wird zwar nicht so richtig gefragt, aber jedenfalls begegnen begegnen die Ungleichheiten einander auf der Straße und dort wird auch letztlich über die Wahrheiten entschieden, die das Leben bestimmen. Insofern folgen Blaktroniks durchaus der Idee der Counterculture aus den 1960er Jahren und arbeiten ihre Aggressivität und Wut über die Verhältnisse elegant und hypnotisch in jede Silbe und jeden Bit und Byte von „Ready Set Blow“ ein. Es wird weniger gebrüllt, sondern vielmehr diskutiert: Kapitalismus, Rassendiskriminierung, Schuld und Moral, sowie andere Abgründe, die uns täglich begegnen – immer vor dem Hintergrund, wie es war und ist, mit schwarzer Haut im weißen Amerika zu leben.

„I gotcha“ eröffnet die Platte und legt gleich ordentlich was vor. Zu einem dreckigen und trippigen Elektrofunk-Beat fassen Ed Dee Pee und X-Ray die Aussage des Albums im wesentlichen zusammen und sind dabei metaphorisch und tiefgründig. Der nächste Track allerdings deutet schon an, wie unterschiedlich das Album werden wird und was neben den beiden Hauptfiguren noch an starken Featurings auf diesem Album zu hören ist. Alicia Renee‘ war schon auf früheren Tracks von Blaktroniks zu hören und tritt hier mit dem wunderbar soulig-bitteren „It´s All Right Now“ in Erscheinung.

Es braucht einige Zeit, bis man es schafft, alle 18 Tracks angemessen zu verarbeiten. Ab dem großartigen Stolperbeat von „The Sound of Struggle“ scheint das Album sich von Moment zu Moment verändern. Es driftet mal kurz, mal lang in Richtung Acid ab, schlägt dann wieder den Bogen zu Deep-House und Hip-Hop ein und referiert wild durch die 1980er und 1990er. Das Ganze ist toll produziert und intelligent geschrieben, aber lässt eine konkrete Linie vermissen. Zwischen den Tracks fühlt man sich ein wenig verloren. Vielleicht ist es aber auch bloß immer noch ungewohnt, dass heute jedem Produzenten (am Computer) unendliche Möglichkeiten und Sounds dieser Welt offen stehen, dass jeder Style und jede Retrospektive treffend referiert und passgenau eingearbeitet werden kann. Das klingt dann schon manchmal auch etwas beliebig. Nach diesen kleineren Längen oder Sperrigkeiten wird man aber spätestens vom genialen „Blow You ft. Exes4Eyes“ wieder aufgefangen. Der Song verpackt Schuldgefühle bei gleichzeitiger Machtlosigkeit in walzerhafte Hektik, taumelnde Rhythmen und schiefe Gitarren und setzt all der bisherigen Tiefgründigkeit so noch eins drauf, um den vermeintlich ruhigeren und athmosphärischen Ausklang der Platte einzuläuten. Hier kommt dann auch das unvermeidliche Ende allen Treibens noch zur Sprache, das Sterben. Und dann geht es im Hellen wieder zurück richtung Sonnenaufgang. „Which Way Is East“?

Preview:

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Tracklist

  1. I gotcha
  2. It´s All Right Now ft. Alica Reene‘ aka Blue Eyes
  3. Strawberry Cough
  4. Computers Do It Better
  5. Dot 2 Dot
  6. The Sound Of Struggle
  7. It Can Get Ugly
  8. Sky Scrapers ft Edward Robinson
  9. Keep reacting
  10. Nothing
  11. The End Is Near ft. Mstr Adassa
  12. The Plot (circa 1983)
  13. Occupy ft. Edward Robinson
  14. Blow You ft. Exes4Eyes
  15. Special Kind Of Love ft. Alice Reener aka Blue Eyes
  16. Hoping
  17. Dying Game
  18. Which Way Is East