Vor drei Jahren hat er es auf „Großstadtmärchen“ zum ersten Mal gemacht, ein Jahr später bei „Lovestoned“ mit seiner jetzigen Ehefrau Fran und auch 2012 kann er es nicht lassen: Oliver Koletzki rührt im poppigen Eintopf und kostet das auch auf seiner aktuellen Platte „Großstadtmärchen 2“ so richtig aus – weg von seinen technoiden Wurzeln!
Warum macht Oliver Koletzki eigentlich keinen Techno mehr? Ist er verweichlicht? Das fragen sich einige Fans, seine Antwort darauf ist recht pragmatisch: „Ich geh ins Studio und mach die Musik, die automatisch aus mir herauskommt.“
Wie schon bei der ersten Ausgabe seines Großstadtmärchens bestückten auch jetzt wieder Gastkünstler wie Axel Bosse, Jake the Rapper und Juli Holz die Tracks mit ihren Songtexten und sangen sie selbst ein. So wirklich märchenhaft sind die zwölf Geschichten über Drogen, Alkohol und Liebeskummer allerdings nicht, es sind „moderne Märchen“, sagt Koletzki. Eine textliche Kostprobe aus dem Track „The Power Of Rausch“: „Wenn ich doch nur irgendwas für die Nase dabei hätte/(…)das Kribbeln in der Nase/Der taube Gaumen/Der bittere Geschmack, der langsam den Hals runterläuft/Das wäre schön.“ Was hat der aus dem Roman „Was kostet die Welt“ des Autors Nagel beschriebene Absturz eines Druffis mit einem Märchen zu tun? „Das passt perfekt“, entgegnet Koletzki, ein typisches Großstadtmärchen sei das, welches in das für’s Feiern bekannte Berlin passe. In „Fifty Ways To Love Your Liver“ rappt und reimt Jake the Rapper mit den Namen von 50 verschiedenen Alkoholsorten. Nette Idee, klanglich unspektakulär. Die Hommage an Daft Punkt namens „1994“ klingt dagegen frisch, „I miss my friends“ fast schon zu sentimental.
Irgendwann kamen wir auf das Thema „Illegale Downloads im Internet“ zu sprechen, womit sich auch Koletzki und sein Label Stil vor Talent täglich auseinandersetzen. Er beauftragt Firmen, die sogenannte „bad links“ löschen, um das illegale Herunterladen von Stil vor Talent-Musik im Internet zu verhindern. Dass einige Konsumenten für die Musik nicht zahlen wollen, kann Koletzki nicht verstehen. Schließlich bekomme man einen „vernünftigen Gegenwert“: eine Stunde Musik, ein aufwändiges Cover und Booklet und insgesamt viel Persönliches von ihm. Eine wirkliche Lösung hat er nicht parat, sondern appeliert an das „moralische Gewissen“ der Leute.
Mit Musik sein Geld zu verdienen, ist gar nicht so leicht. Koletzki sagt, dass sich sein Label erst jetzt, sieben Jahre nach der Gründung, endlich selber tragen könne. Mit einem Internetlabel geht das heute wesentlich einfacher, und vor allem billiger. Aber „langweiligen Technoquatsch (im Internet) gibt es leider viel zu oft“, sagt er. Man sollte erstmal üben, sich mit anderen Künstlern vergleichen und sich Zeit nehmen, bevor man Tracks veröffentlicht oder gar ein eigenes Label gründet. Koletzki hat es mit seinem Label geschafft und stellt selbstbewusst fest: „Nur die Besten halten dann auch durch.“ Über Geschmäcker streiten wollen wir allerdings trotzdem auch weiterhin.
Das BLN.FM-Interview mit Oliver Koletzki zum Nachhören:
http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/20120315-im-fokus-oliver
(Foto: Marcus Höhn)