„Pressi Presswurst presst für euch tagein tagaus sein mickriges Ich raus!“ In einer wahnwitzig-skurrilen Collage, die mit Videos, Postern, Fotos und Notizzetteln die Wände eines ganzen Raumes füllt, fordert Jonathan Meese eine „Erzpresse“ und die Diktatur der Kunst. So richtig ernst nehmen kann man das nicht, so richtig verstehen auch nicht, trotzdem: Der Museumsbesucher ist gefangen, angeekelt, belustigt.
Das Verhältnis von Kunst und Presse wurde von verschiedenen Künstlern unter unterschiedlichen Gesichtspunkten thematisiert: Die Vergänglichkeit von Nachrichten; die Fähigkeit der Medien, Lügen oder Halblügen in Wahrheiten zu verwandeln; die menschliche Sensationsgeilheit und Schreckenslust; das Spiel von Kunst und Presse. Um all das geht es in der aktuellen Ausstellung „ARTandPress“, die noch bis zum 24. Juni im Martin-Gropius-Bau zu sehen ist.
Große Namen locken den Besucher dorthin: Andy Warhol, Gerhard Richter, Joseph Beuys, Damien Hirst – um nur einige zu nennen. Von der unheimlichen Vielfalt der Ausstellungsobjekte wird einem geradezu schwindlig. Fotografien, Videoinstallationen, Metall-, Papier- und Nägel-Skulpturen: Fast die gesamte Bandbreite der künstlerischen Darstellungsmöglichkeiten ist anzutreffen. Dementsprechend erstreckt sich das inhaltliche Spektrum von kritischer Auseinandersetzung bis zur alltäglichen Unterhaltung. Unterhaltung heißt dabei nicht etwa dauernde Bespaßung mit ironischem bis sarkastischem Schmunzeleffekt wie etwa bei Jonathan Meese oder Farhad Moshiri, der Orientteppiche mit Zeitschriftencovern von der „Popcorn“ bis zur „Gala“ bedrucken ließ. Unterhaltung kann bei „ARTandPRESS“ auch das Hervorrufen emotionaler Verwirrung oder melancholischen Schwermuts sein.
Für den Besucher wird die Verbindung von Kunst und Presse meist sehr gelungen dargestellt, aber wenn etwa in den Beschreibungen zu Damien Hirsts Zeitungs- und Pillencollagen steht, dass „das Werk neben der Kurzlebigkeit von Zeitungsnachrichten auch Gesundheit und Sterblichkeit“ thematisiere, so fühlt man sich durch die Plattheit und Banalität der vermeintlichen Verbindung schon ein wenig auf den Arm genommen. Schade ist auch, dass ein großer Teil der Kunstwerke künstlich überhöht und in einen Kontext eingeordnet wird, der kaum passend erscheint. Dazu zählen zum Beispiel Julian Schnabels Porträts von Patienten einer Nervenklinik, bei denen er anonyme Fotografien in Malerei umsetzte. Diese Werke sind zwar beeindruckend, aber eben doch nicht ganz passend. „Kunst. Wahrheit. Wirklichkeit.“ lautet der Untertitel der „ARTandPRESS“-Ausstellung, ganz gerecht kann sie dieser pathetischen Wortreihung nicht werden. Muss sie aber auch nicht. Die Kunst wird ihrer selbst allemal gerecht.
„ARTandPress“, noch bis zum 24. Juni 2012 im Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, Berlin-Mitte, U-und S-Bahn: Potsdamer Platz. Geöffnet täglich von 10-19 Uhr, Dienstags geschlossen. Eintritt: 9 €, ermäßigt 5 €.