Bounce in den Frühling

Antony Williams hat sein Pseudonym Headhunter abgelegt und als Addison Groove sein Debütalbum „Transistor Rythm“ (die Review auf BLN.FM dazu hier) auf dem Modeselektor-Label 50Weapons veröffentlicht. Seit seinen Anfängen 2006 wurde der junge DJ und Produzent aus Bristol zum anerkannten Dubstepprofi, nicht zuletzt mit seiner 2010 auf Swamp81 erschienen EP „Footcrab – Dumbshit“. Auf seiner neuen Scheibe distanziert er sich klar von Dubstep und wendet sich einem neuen Publikum zu. BLN.FM traf sich mit Addison Groove kurz vorm Release seine Albums, um mit ihm über Musik, Reisen und die Sorgen der englischen Jugend zu sprechen.

Erst ging es um sein Pseudonym „Headhunter“, welches er vor ein paar Jahren ablegte: Er war unter dem Namen international renommiert, nichtsdestotrotz entschied er sich später für „Addison Groove“. Mit neuem Namen und etwas Abstand von der Dubstep-Szene entdeckte er mit seiner „Footcrab“-EP weitere Musikrichtungen wie UK Bass, Jungle oder Juke für sich. Allerdings war dieser Wandel nicht selbstverständlich.

Im Interview erzählt er uns, wie er Dubstep für sich entdeckte, ohne jedoch genau zu wissen, wo ihn das hinführen würde; dennoch vertraute er auf sein Gehör. Sein Instinkt hat ihn nicht getäuscht, denn die Menschen feierten den neuen Sound. Derselbe Instinkt führte ihn auch zum Juke: Schon früh brachte er Juke-Elemente in seine Sets ein, musste dabei aber erleben, wie das Britische Dubstep-Publikum bei Experimenten während seiner DJ-Sets aufhörte zu tanzen oder ihn bat wieder „normalen“ Dubstep zu spielen. Eine Erfahrung, die ihn die Offenheit des Berliner Partypublikums zu schätzen lehrte, vor dem er mit Modeselektor spielte. Laut ihm gehen die Berliner auf jeden Sound ab, solang dieser einfach tanzbar ist. Dass er dadurch impliziert, dass wir nicht so anspruchsvoll sind, kann man ihm nicht übelnehmen. Denn während des Gesprächs kommt heraus, dass ihm eins sehr wichtig ist: „No pressure“. Er will spielen, aber von keiner Seite Druck verspüren. Da ist ihm die entspannte Berliner Art lieber.

Auch die Aufstände in London letzten Sommer waren Thema des Interviews. Antony erzählte aus seiner Kindheit: Er wusste schon sehr früh, dass er DJ werden wollte. Allerdings waren die Interessen seines sozialen Umfeldes eher an Heroin, geklauten Autos, oder Fußball geknüpft, als an Musik. So findet er auch, dass es für die Jugend in Großbritannien keine konkreten Möglichkeiten gibt, in ihrem Leben wirklich etwas zu schaffen und schiebt das Problem unter anderem auf fehlende Arbeitsplätze. Er selbst bekam zufällig mit 15 Jahren durch einen Jungle-DJ aus Bristol Kontakt zur Klubszene. Das war „sein Ticket, um da rauszukommen und ein Leben aufzubauen“. So rettete ihn ein glücklicher Zufall, eine unwahrscheinliche Begegnung und dafür ist er seinem Schicksal unglaublich dankbar.

Das Interview zum Nachhören:

http://soundcloud.com/bln-fm-im-fokus/im-fokus-addison-groove-30-03