Diese Antwort ist das allumfassende Bekenntnis zu einer Menge Fragen die sich im Vorfeld des Interviews mit Marco Haas (a.k.a. T. Raumschmiere) und Ulli Bomans (a.k.a. Schieres) ergeben haben. Weder gab es ein direktes musikalisches Vorbild, das ihnen vorschwebte als die beiden Hardcore-Fans ihr Maschinenarsenal erstmals zusammenstöpselten, noch dachten sie im Entferntesten daran, das Ganze auf der Bühne nachzuahmen oder gar eine ganze LP mit ihrem Noise zu füllen. Am 16.03.2012 – also 15 Jahren nach ihrer Gründung – erschien mit „Echos“ das erste Album (veröffentlicht auf Shitkatapult) ihres Projekts Shrubbn!!, das natürlich so nicht geplant war – weder als Konzeptkunst, obwohl jeder Titel ein „nummeriertes Echo“ ist, noch als düsterer Industrial-/Ambient-Sound, obwohl die Farbe schwarz mehr als nur Cover und die dazugehörigen Videos dominieren.
Ihr übereinkommendes Statement: „Das entsteht eben so beim Musikmachen… wir sind schon gar keine düsteren Zeitgenossen- bei uns wird viel gelacht.“ Auch hinter dem Namen steckt kein Masterplan, der entspringt einem T-Shirt-Slogan. Man glaubt das auch sofort, wenn man ihnen zuhört, wirken Marco und Ulli wie zwei Menschen, denen das Marketing-Konzept am Allerwertesten vorbei geht… so sind sie unnötigen Promogags wie Verkleidungen, Posertum und Social Networks gegenüber kritisch eingestellt. Ihre Musik verlangt Aufmerksamkeit. Ihre Platte entstand in der Absicht, etwas Langlebiges zu schaffen. Etwas Zeitloses steht hier sozusagen dem Fastfood-Gedanken von Funktionalität entgegen. Leicht Verdauliches findet man in anderen Regalen. Ihre Musik will entdeckt werden und biedert sich deshalb an keine Zielgruppe an. Die Bezugspunkte im Bereich elektronischer Musik findet man bei frühen Industrialbands wie Throbbing Gristle, Avantgarde-Electronica wie der von Coil, oder in den Ambientsounds von The Orb. Mit Letzteren verbindet sie nicht nur musikalisch etwas, sondern man ist auch schon länger befreundet. Kein Wunder also, dass es im Vorfeld zur Debüt-LP schon eine „Echos-Remix-12″ von The Orb gegeben hat. Auch live umgibt sich Shrubbn!! gerne mit Freunden, wenn diese auch auf einem ganz anderen musikalischen Planeten wohnen. Als Support-Act von Apparat hatten sie ihre Freude daran das Publikum zuerst mal „einzulullen“ bevor Teenies beim Hauptact Tränen vergossen. Die Toleranz gegenüber dem Popgenre zeigt Labelbetreiber Marco nicht nur im Fall von Apparat, die von Shitkatapult zum großen Indiebruder Mute gewechselt sind. Bei den 140 Veröffentlichungen seines Labels ist schließlich auch der eine oder andere Popact zu finden.
Kurz gesagt: Hinter Shrubbn!! stecken zwei Charaktere, die zufrieden sind mit dem was, und vor allem wie sie es tun. Ihre gesunde Einstellung gegenüber allzu viel Hype macht sie zu glaubwürdigen Musikern, die trotz aller Ernsthaftigkeit und Ambitioniertheit großen Spaß an der Sache haben.
Das große BLN.FM-Interview mit Shrubbn!! zum Nachhören:
http://soundcloud.com/bln-fm-special/20120319-special-shrubbn
(Text und Interview: Markus Scholl)