„Dänemark ist das Land mit der fröhlichsten Bevölkerung“ heißt es in dem Video zu „Every Minute Alone“. Es ist kennzeichnend für den typisch dänisch-derben, dunklen Humor des letzten, eher düsteren WhoMadeWho-Mini-Albums „Knee Deep“. Beim neuen Album „Brighter“ bleibt es thematisch genauso derbe und dunkel, doch die Musik macht eine Wendung größeren Ausmaßes: Mehr als zuvor setzen Whomadewho auf elektronische Instrumentalisierung. Fast jede Fläche und Melodie wird durch Synths besetzt. „Brighter“ klingt, als wäre eine Therapiestunde auf die Tanzfläche verlegt worden: Ausgelassenes Tanzen und erdrückendes Reflektieren interferieren miteinander, wobei jedoch letztendlich der Rhythmus gewinnt.
Die ausgekoppelte Single „Inside World“ ist gleich der erste Song des Albums. Nach wenigen Sekunden wird klar, dass es sich bei diesem Lied um einen Volltreffer handelt. Zumindest, wenn man einen Pop-Song gesucht hat. Zurückhaltender Falsett-Gesang fügt sich in eine glattere Version eines Hot-Chip-Songs ein, der zum Bewegen verleitet. Es ist definitiv energischer als beim Vorgänger, die Machart erinnert an „The Plot“, das vorletzte Album, jedoch mit neuartigen Klanglandschaften. Und da neu automatisch interessanter ist als alt, geht man auch gerne erst einmal mit. „Greyhound“ zeigt den neuen Klang der Platte von seiner besten Seite. Es klingt als würden WhoMadeWho einen Remix von sich selbst machen. Sehr subtil und trotzdem tanzbar fügen sich Instrumente und Stimme hervorragend zusammen und zeigen, welches Potential im entdeckten Neuland steckt. Bei „The Sun“ muss man jedoch unweigerlich etwas die Miene verziehen. Die poppige Machart des Albums scheint hier etwas über das Ziel hinausgeschossen zu sein. Es soll wohl eine, wenn nicht sogar DIE Feiernummer werden. Mit diesem Disko-Bass, langgezogenen Refrains, sporadischen Gitarrennoten und viel, ja sehr viel Elektronik. Es klingt wie eins dieser prollig anmutenden Lieder von Datarock, wirkt jedoch weitaus weniger amüsant und man fragt sich: Ist das jetzt Satire? Oder eine weitere Art des dänischen Humors?
Der Großteil des Albums pendelt zwischen düster und tanzbar. Deprimierender Gesang zu Bespaßungsmusik, ein interessanter Kontrast in der Populärmusik. Jedoch wird genau hier die Erwartung zu fast jedem Titel erfüllt. Hört man den balladenhaften Gesang, wartet man auf den Disko-Teil und umgekehrt. „Never Had The Time“ und „Head On My Pillow“ bereichern das Album dann nochmals um zwei tanzflächenkompatible Songs, bevor mit „The End“ etwas ruhigere Endweltstimmung erzeugt wird. Der Abschluss des Albums bietet mit dem längsten Stück „Below The Cherry Moon“ ein grandioses Zusammenspiel aus durchdachter Struktur und sowohl vom Text als auch vom Klang her herausragenden Gesang und Mitzieheffekten. Es lässt einen unerwartet großen Nachhall am Ende der Platte, der zeigt, dass WhoMadeWho erst gerade angefangen haben, ihr Potential auszuschöpfen.
WhoMadeWho toben sich mit „Brighter“ in synthetischen Landschaften aus. Alles ist ein wenig poppiger und leichter präsentierbar geworden, so dass sich das Album schon nach dem ersten Mal Hören ins Gedächtnis einbrennt. Die Hälfte der Platte besteht aus tafelfertigen Hits, während die andere Hälfte WhoMadeWho-typisch subtiler agiert: Erst Tage später bemerkt man, wie großartig das Gehörte ist, wenn einzelne Textbausteine und Stellen, die zunächst seltsam und eigenartig klagen die eigenen Gedanken nicht mehr verlassen.
Preview:
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Tracklist:
- Inside World
- Running Man
- Greyhound
- The Sun
- Fireman
- The Divorce
- Never Had The Time
- Head On My Pillow
- Skinny Dipping
- The End
- Below The Cherry Moon