Das afrikanische Kino ist bei vielen Filmkennern schon länger für seine guten Produktionen bekannt. Aber nur wenige schaffen es auch tatsächlich in die deutschen Kinos. So wie der kongolesische Beitrag der Berlinale 2011 „Viva Riva!“. Von den meisten Filmen aus Afrika erwartet man in erster Linie Sozialkritik. Dem wird „Viva Riva!“ auf dem ersten Blick nicht gerecht, denn Regisseur Djo Tunda Wa Munga hat einen Gangster-Thriller nach amerikanischem Vorbild gedreht:
Riva kehrt mit einer gestohlenen LKW-Ladung Benzin zurück in seine Heimatstadt Kinshasa. Mit seiner Beute will er dort ein Vermögen machen. Verkauft werden soll natürlich erst, wenn der Benzinpreis am höchsten ist. Also wartet Riva ab und stürzt sich derzeit in die Puffs und Clubs von Kinshasa. Dabei verguckt er sich prompt in Nora, die Frau eines Gangsters, dem das natürlich gar nicht gefällt. Währenddessen ist sein ehemaliger Boss Cesar bereits auf der Jagd nach Riva, um sein Benzin zurückzuholen und sich an Riva zu rächen.
Trotz des Genres hat der Film mehr zu bieten als nur viel Sex, Gewalt und ein bisschen Liebe. Regisseur Djo Tunda Wa Munga möchte in seinem Film ein authentisches Bild von Kinshasa abliefern. Und das gelingt ihm allemal. Mit langsameren Schnitten als in den üblichen Gangsterfilmen kann man die ausdrucksstarken und farbenreichen Bilder des Films genießen. Wie aus einem Dokumentarfilm wirken einige der Szenen zu Beginn. Aber auch die schnelleren Szenen überzeugen durch stilvolle Nachbearbeitung. Wenn die Gangsterbraut Nora etwa tanzt, werden ihre Bewegungen verlangsamt und ihre Umrisse verschwimmen. „Viva Riva!“ schafft es, ein menschliches Bild des Chaos in der Millionenstadt abzuliefern.
Der Film zeigt die Abgründe in der Metropole: Das harte Geschäft mit der Prostitution, die korrupte Kirche und Justiz, die Diskriminierung von Homosexuellen und vieles mehr. Vor allem aber macht der Film kritisch aufmerksam auf die alles bestimmende Gier nach dem großen Geld.
„Viva Riva!“ soll also unterhalten und ein kritisches Bild der Gesellschaft von Kinshasa zeigen. Leider funktioniert Ersteres nicht wirklich. Der Unterhaltung fehlt es an Pfiff, Überraschung und der richtigen Portion Humor: Wenn sich etwa zwei muskulöse Bodyguards streiten, weil sie zu breit sind, um gleichzeitig durch die Tür zu gehen, wird klar, dass der Humor des Films etwas flach ist.
Die Gesellschaft von Kinshasa wird durch die Vielfalt der Charaktere plastisch dargestellt: Alle vorkommenden Protagonisten geben Einblicke in verschiedene Milieus – sei es der Pfarrer, der Rivas Benzin kaufen will, oder die lesbische Prostituierte, die gegen Geld bei der Jagd auf Riva mithilft. Den zentralen Kritikpunkt des Films, dass Geld Kinshasa regiert, verkörper Riva selbst. Er denkt, dass man mit Geld alles kaufen kann. Leider ist diese Darstellung einseitig, denn die Perpektive, dass viele Menschen in Kinshasa ihr Überleben mit einfachen Arbeiten sichern müssen, wird vernachlässigt. Trotzdem ist „Viva Riva!“ ein interessanter Film, der etwas unter seinem unkreativen Plot und oberflächlicher Materialismuskritik leidet.
Seit dem 15.03. im Kino Zukunft, Kino Eiszeit, UCI Kinowelt Colosseum, Kino Central