Partyspiel statt Drama

Das Stück Galaxy sieht meist so aus.

Von einem klassischen Bühnenbild kann bei „Galaxy“ keine Rede sein. Denn auf einem weißen Podest liegen lediglich sieben Stapel weißes Papier und daneben jeweils ein Edding. Der Schauspieler Thomas Bading betritt die Bühne, nimmt sich einen Stift, schreibt einen Namen auf das Stück Papier und hält es gut lesbar in die Höhe. Das erinnert an das Bob Dylan-Video „Subterranean Homesick Blues„. Danach erzählt er in der Ich-Form kurz, wen er darstellt, was die Person gemacht hat, wie sie gestorben ist und was sie vermisst.

Dieses Spiel wiederholt sich bei „Galaxy“ bestimmt hundertmal an einem Abend. Auf dem Papier stehen nicht nur Personennamen, da drauf kann sonstwas sein: die Zahl ’18‘, der Begriff „Sozialismus“, ein gezeichneter Pac Man oder ein Pizzastück. Dazu gibt’s eine kurze Geschichte. Mehr passiert nicht – volle drei Stunden lang.

„Galaxy“ von der griechischen Theatergruppe Blitz besitzt keinen übergreifenden Handlungsrahmen, deshalb ist es auch nicht als klassisches Drama inszeniert. Der Programmzettel weist dann auch konsequent darauf hin, dass man kommen und gehen kann wann man will. Ob man nur fünf Minuten bleibt oder über die volle Länge, das ist jedem selbst überlassen. Aber wie im richtigen Leben kann es vorkommen, dass man dann den besten Moment verpasst.

Glücklicherweise steht nicht nur ein Schauspieler auf der Bühne, sondern sieben. Der Abend zieht seinen Unterhaltungswert aus dem Zusammenspiel der Schauspieler untereinander. Denn Thomas Bading und die weiteren Schauspieler folgen keiner festgelegten Reihenfolge und keinem Skript, sie improvisieren. Sie schöpfen dabei aus ihrem Wissen und ihren persönlichen Erlebnissen, wenn sie Lebensgeschichten in drei Sätze verpacken oder erfinden. In den kurzen Episoden verweisen aufeinander, kommen auf frühere Themen zurück und werfen sich Assoziationen, Geistesblitze zu. Das erzeugt manchmal solche rasante Komik, dass sich die Schauspieler vor Lachen kaum auf der Bühne halten können. Und das Gute ist: dem Publikum geht’s genauso. Höhepunkt des Abends war eine schräge disharmonische Gesangsdarbietung von sechs unterschiedlichen Stücken verschiedener Genres.

Weil es Improvisationstheater ist, gibt es wohl leider keine Garantie, dass eine Folgevorstellung wieder so unterhaltsam wird. Innerhalb der zirka drei Stunden Laufzeit gibt’s so auch schon mal Hänger, Momente, in denen man das Gefühl hatte, dass den Schauspielern nicht mehr sonderlich viel einfällt. Aber diese Momente dauern glücklicherweise kurz. Sitzenbleiben lohnt sich deshalb, denn wer weiß, ob man nicht sonst den witzigsten Moment des Abends verpasst.

Schaubühne, Kurfürstendamm 153, Berlin-Charlottenburg, U-Bahn: Adenauerplatz, Eintritt: 7€ / Nächste Vorstellung: 9. März 2012: 21 Uhr.